Silent Voices - Infernal

Review

„Hey, Psssst! Hey Du …!“
„Wer? Ich?“
„Genauuu!“
„Willst Du eine Metalplatte kaufen?“
„Ne Metalplatte?“
„Pssst! Genauuu!“
Und der grüne Schlemihl im Trenchcoat hat in den hintersten Winkeln der Sesamstraße mal wieder einen Käufer gefunden.

Warum so geheimnisvoll? Pssst! Es geht hier um „Silent Voices“ … Pssst! Da ist etwas Stille und Diskretion schon angesagt. Die Scheibe wechselt aus den Tiefen Schlemihls Trenchcoattaschen in die Kutte des unbedarften Metallers. Und der führt sich den Silberteller daheim zu Gemüte, haben ihn doch die begleitenden Worte des grünhäutigen Schwarzhändlers mit einer immensen Vorfreude erfüllt. So sollen ihm auf dieser Scheibe Dream Theater, Symphony X und man höre und staune RUSH Einflüsse erwarten.
Das mit Rush kann der Gute nach den ersten Minuten zwar nicht so ganz nachvollziehen (der Fronter hört sich auch nicht an wie ne Frau, harr!), aber die DT Parallelen drängen sich schon bald auf. Vor allem die beeindruckende Klampfenarbeit ist schwerstens von den Amis … ähm … inspiriert. Und auch Sänger Henneken erinnert zuweilen an LaBrie, klingt aber nicht so verdammt affektiert, wenn es gilt, die Akzente zu setzen. Und da, wo DT den gemäßigten Prog Fans mit allzu nervigen breaks und Saitengewichse tierisch an den Klöten spielen, gibt es bei Silent Voices wesentlich geradlinigere Songs, die außerdem mehr im klassischen Power Metal verwurzelt sind, so dass man fein sein Haupt zu „Infernal“ schütteln kann.
Die fünf Finnen fädeln fachgemäß feine (sorry!) Melodien und vor allem sehr virtuose, aber stets songdienliche Soli ein, die eben nicht nur zeigen sollen, wie toll man seine Instrumente beherrscht. Diese Zurückhaltung ist einfach lobenswert. Allen Songs liegen zudem einprägsame Riffs zugrunde, so dass sogar die eigentlich unverzichtbare Unterscheidbarkeit gegeben ist.

Zwar fehlen noch die richtigen Nackenbrecher, wie sie z.B. Nevermore hinbekommen, aber sowohl das verschrobene „On The Wings Of Rage“, das sehr old schoolige und treibende „Disease : Man“ als auch das episch-hymnenhafte, über zehn minütige, dreiteilige „Avalon“ sind gewaltige Duftmarken, die die Jungs eindrucksvoll hinterlassen haben.

Und wenn die Finnen die nächste Platte veröffentlichen, wird sich der schlaue Schlemihl die Hände reiben … das Zeugs verkauft sich bestimmt auch wieder gut.

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05.02.2005

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