Silent Stream Of Godless Elegy - Návaz
Review
Schon seit eineinhalb Dekaden ergießt sich der Strom der gottlosen Klagelieder aus Tschechien in die Welt, in den ersten Jahren noch nicht ganz so still – Doom/Death mit Violine war die Marschrichtung, nicht allzu weit von frühen MY DYING BRIDE entfernt.
Der Folk-Anteil bei SILENT STREAM OF GODLESS ELEGY wuchs über die Jahre bis zum 2005er Werk „Relic Dances“ stetig und nach sechs langen Jahren steht nun mit „Návaz“ das fünfte Album des Septetts an – übrigens das erste mit tschechischen Liedtiteln und Texten.
Der Doom-Charakter und die todesmetallischen Grunts der älteren Alben sind auf „Návaz“ vollkommen in den Hintergrund getreten, Sänger Pavel Hrnčíř vernimmt man – zumal mit im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich abgemilderter Stimme – nur noch ganz selten. Ein einziges Mal darf er etwas mehr beisteuern und „Dva Stíny Mám“ wird sogleich zur härtesten Nummer der Platte.
Ansonsten hat Sängerin Hanka Hajdová das Kommando übernommen: Eine ums Lagerfeuer wuselnde Zigeunerin vor das innere Auge rufend, trägt sie unaufhaltsam und leider wenig pointiert die neun slawisch-folkloristischen Balladen vor, bei denen metallische Härte und Vergangenheit die meiste Zeit nur noch zart durchscheinen.
Die mährisch durchfärbten Lieder unterscheiden sich nur minimal, es gibt – bis auf das angesprochene „Dva Stíny Mám“ – so gut wie keine Variation in Bezug auf Tempo und vermittelte Stimmung, nichts, was die Geschichten aus dem östlichen Landesteil Tschechiens zum Leben erwecken könnte.
Das Einzige, was SILENT STREAM OF GODLESS ELEGY (nach wie vor) auf der Habenseite verbuchen können, ist das Violincello – nicht sporadisch und untermalend eingesetzt, sondern in tragender Rolle und den Stücken noch einen Rest von leiderfüllter Anmut verleihend, wie etwa bei „Zlatohlav“.
Sofern man auf tschechische Volksmusik, Mittelalter-Flair (oder das, was man dafür hält) und Frauengesang abfährt, wird man mit dem monotonen „Návaz“ vielleicht warm werden können. Wenn man jedoch über das Folkige hinaus auch knackigen Metal geboten bekommen möchte, ist das neueste SILENT STREAM OF GODLESS ELEGY–Werk eine ganz falsche Wahl: Kaum noch ein Funken metallische Härte, ganz zu schweigen von der leicht exotischen, Neugierde weckenden Aura, die den ersten Veröffentlichungen der Band noch entströmte, schwirrt hier durch die Luft – einzig die altbekannten, für ein wenig Spannung sorgenden Violincello-Klänge retten das (aus Sicht des Metallers) blutleere Album vor dem Sturz ins Bodenlose.