Silent Rage - Harvester Of Souls

Review

SILENT RAGE gründeten sich 2006, brachten noch im selben Jahr die erste Demo „Perished In Flames“ und 2009 die EP „The Silent Rage“ heraus. Statt nun das Schaffen mit einem Album zu krönen, erscheint eine weitere EP mit dem Titel „Harvester Of Souls“. Ist es soviel günstiger eine EP pressen zu lassen?

Nun, wie auch immer: SILENT RAGE spielen Power Metal, der auf recht toughem Rhythmus basiert, gleichzeitig aber auch viele MAIDEN-eske Gitarrenläufe beinhaltet. Die Griechen begehen hier einen Kompromiss zwischen US Power Metal und der europäischen Ausrichtung der Spielart.
Der Opener „Perished In Flames“, der sowohl auf der Demo wie auch der ersten EP schon enthalten war, ist in der Hinsicht eine gute Visitenkarte. Dynamik und Melodik halten sich gekonnt die Waage, der Aufbau ist zielstrebig und geradlinig und der Höhepunkt gut erarbeitet. Bei „Inner Scars“ erinnern das Tempo des Stückes und die Gitarrenläufe teilweise sogar ein bisschen an DRAGONFORCE, heißt also, der Song ist schon europäischer geprägt.
„Leading The Legions“, ein weiterer Track, der schon auf der ersten EP enthalten war, könnte mit seinen vielschichtigen Strukturen ganz gut von MAIDEN stammen. Dass Sänger Dionisis Kontis sein Organ bei Bedarf dem von Bruce Dickinson ziemlich angleichen kann, forciert diesen Eindruck. Der Titeltrack „Harvester Of Souls“ bringt eine oldschoolige Note mit ein, ist aber von Rhythmusarbeit und Energie wieder US-amerikanisch geprägt. Die Hookline geht von allen Stücken am besten ins Ohr.
Das abschließende „Wings Of Tragedy“ bringt keine weiteren Akzente und ist an der Stelle vielleicht nicht optimal platziert. Dabei ist allerdings kein einziges Stück schwach. Es kann sich zwar auch noch nicht alles aus dem breiten Mittelfeld lösen, doch machen SILENT RAGE kompositorisch keine schlechte Figur. Auch technisch ist alles im grünen Bereich. Alle Musiker verstehen ihr Handwerk, und Kontis‘ Gesang ist charakteristisch. Dass zur Abwechslung und Anreicherung harsche Vocals eingebaut werden, für die Gitarrist Nikos Siglidis recht gut verantwortlich zeichnet, sollten die Griechen ausbauen, um sich noch mehr von den MAIDEN-Ähnlichkeiten zu lösen.

Ein bisschen komisch finde ich, dass „Harvester Of Souls“ zu 4/5 aus aufgewärmtem Material besteht. Laut der Beilage arbeiten die Griechen wohl an ihrem ersten Longplayer, und dafür wird es meines Erachtens auch Zeit. Was SILENT RAGE hier musikalisch vom Stapel lassen ist absolut solide, und so bedarf es nun langsam des nächsten Schrittes, um ins Rampenlicht zu treten.

08.08.2011

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