Silent Opera - Reflections

Review

Manchmal ist die Arbeit eines Musikrezensenten doch verwirrender und anspruchsvoller, als manch einer denken mag. SILENT OPERA gibt es beispielsweise nicht nur in Frankreich, sondern auch in Italien. Beide haben eine Frontsängerin und spielen epischen Metal. Dass bei den Franzosen noch Shouter Steven Schriver mitmischt und der musikalische Ansatz wesentlich härter und progressiver ausfällt, verschweigt das Internet bei oberflächlicher Recherche gerne, zumal bei der Online-Präsenz eindeutig die Italiener und ihre etwas beleibtere Sängerin die Nase vorn haben.

Andererseits kann ich mich natürlich glücklich schätzen, denn das, was die französischen SILENT OPERA auf ihrem zweiten Album bieten, sagt mir eindeutig mehr zu als die grauenhafte Videosingle des italienischen Doppelgängers. Das Album, um das es hier gehen soll, trägt den Titel „Reflections“ und enthält acht wirkliche Songs, die mit einer Länge von sechs bis acht Minuten durchaus als progressiv zu bezeichnen sind. Stilistisch schwankt die Band zwischen Melodic Death, Progressive und Epic Metal mit einer satten Portion Keyboards.

Generell agieren Sängerin Laure Laborde und ihre Hintermannschaft ein gutes Stück härter als beispielsweise eine Band wie LACUNA COIL. „Nightmare Circus“ erinnert stellenweise von den Riffs her an die OPETH der „My Arms, Your Hearse“-Phase, während sich bei „The Great Chessboard“ auch mal wirklich schnelle Death-Gitarren einschleichen. Natürlich werden diese Elemente aber zu keiner Zeit dem hymnischen Gesang von Laure Laborde übergeordnet, sodass es auch immer wieder diese NIGHTWISH-Momente gibt. SILENT OPERA schaffen es aber, durch abwechslungsreiches Riffing und interessante Songstrukturen nicht in das austauschbare Gedudel vieler Female Fronted-Metalbands zu verfallen.

Während die massiven CHILDREN OF BODOM-Keyboards an manchen Stellen eher nerven, als den Songs wirklich eine sinnvolle Komponente beizufügen, werden die klassischen Klavierelemente meist sehr geschmackvoll in die Death-Parts integriert. Von diesem Zusammenspiel profitiert beispielsweise die Single „Dawn Of The Fool“ enorm. Auch das rein klassische Zwischenspiel „Chronicles Of An Infinite Sadness“ sorgt für eine schöne Pause zwischen Double Bass und Death-Riffing.

„Reflections“ ist insgesamt ein gutes Album geworden, das erfreulich aus der Masse der NIGHTWISH-Kopien hervorsticht und sich nicht einzig und allein auf das Organ der Sängerin verlässt. Es gibt gutes Songwriting, starke Death Metal-Vocals und mehr als solide Gitarrenarbeit. Das zweite Album der Franzosen überzeugt bis auf kleinere Kritikpunkte auf ganzer Linie.

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12.03.2014

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