Der zugegebenermaßen recht lange Name der Rostocker Black Metal-Band SILENT LEGES INTER ARMA ist an einen Ausspruch Ciceros angelehnt und bedeutet so viel wie „Unter den Waffen schweigen die Gesetze“. Diese Information dient mir an dieser Stelle jedoch nicht nur als Einstieg; vielmehr sehe ich durchaus einen Zusammenhang zwischen Bandnamen und der vorliegenden EP „Synästhesie“, vorausgesetzt die Begriffe „Waffen“ und „Gesetze“ erfahren eine angemessene Beleuchtung.
Doch zunächst schön der Reihe nach (bevor ich weiter in Rätseln spreche…): SILENT LEGES INTER ARMA (oder kurz S:I:L:A) existieren seit 2007 und legen mit „Synästhesie“ ihr zweites Tondokument vor. Bis „Demo I“ noch als Trio unterwegs, gehen M:F (Vocals und Saiteninstrumente) und M:G (Drums) kreativ ihren Weg nunmehr zu zweit – und es soll nicht die einzige Gemeinsamkeit mit SATYRICON oder SONIC REIGN bleiben.
Was hat es jetzt aber mit meinen einleitenden Ausführungen auf sich? Ich verstehe die vier Songs auf „Synästhesie“ in der Weise, dass S:L:I:A sich an ihren „Waffen“ (sprich: Instrumenten) einen Dreck um die „Gesetze“ (des Black Metals) scheren. Und das ist verdammt gut so. Wer jetzt mit gut zwanzig Minuten Keyboard- und Kitsch-lastigen Black Metals rechnet, hat offensichtlich meine obigen Vergleiche überlesen. S:L:I:A zelebrieren ihren Black Metal nämlich weitestgehend in der klassischen Instrumentierung, das heißt, elektronische Elemente werden höchstens als Stilmittel eingesetzt (vergleichbar zum Beispiel mit SATYRICONs „Volcano“); dennoch klingt „Synästhesie“ zeitgemäß und vor allem wohltuend eigenständig. Hier wird nicht die Harmonielehre des Schwarzmetalls zum Ideal erhoben, genauso wenig werden Monotonie oder Rumpelsound zum Stilmittel glorifiziert.
Im Gegenteil, es passt tatsächlich fast alles: Die Produktion ist druckvoll, transparent, aber nicht zu glatt; die Songs sprühen vor Abwechslung, Dynamik und Atmosphäre. Im Prinzip habe ich nur zwei klitzekleine Kritikpunkte: Einerseits habe ich das Gefühl, dass „Synästhesie“ in seiner Gesamtheit noch zwingender wäre, wenn die beiden Herren noch ein wenig mehr an der Dramaturgie der Songs gefeilt hätte (mir fallen hier als Vergleich die letzten beiden ABIGOR-Veröffentlichungen ein – während „Fractal Possession“ in jeder Hinsicht rund war, fehlt „Time…“ oft der deutliche rote Faden). Andererseits frage ich mich, wie S:L:I:A auf Albumlänge klingen (bzw. ob es gelingen wird, das gezeigte Niveau auf Albumlänge zu halten; ich denke, Anhänger zeitgemäßen Schwarzmetalls dürfen gespannt sein!
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