Mann, was für ein Monat! Von vier Alben, die ich bisher rezensiert habe (dieses hier eingeschlossen), sind drei richtig, richtig gute Werke, wenn auch teilweise mit Einschränkungen.
SILENT DECAY kommen aus Bayern und machen Metalcore. Oder Screamo? Oder Neo Thrash? Oder Melo Death? Na ja, „New Metal“ passt wohl am besten, zumal die Tiefton-Riffs das ein oder andere Mal schon ziemlich in Richtung KORN oder auch SOULFLY gehen.
Aber von vorne: Auf „The Pain Of Creation“, nach dem Debüt „World Of Lies“ (2005) das zweite Album der Band, dürfte für jeden etwas dabei sein, der „true“ nicht mit „v“ schreibt und immer noch wahlweise auf einer Harley die Bühne entert oder in Norwegen Kirchen anzündet. Kurz: SILENT DECAY ist etwas für alle, die modernen Metal jeglicher Coleur und mit hohem Neuigkeitsgrad mögen.
Alles fängt mit dem Übersong „Keep It Real“ an, der direkt den absoluten Höhepunkt der Platte darstellt und gleichzeitig festlegt: Hier gibt’s was auf die Glocke! Wütende Screams, ein Metalcore-Riff sowie ein mit Klargesang vorgetragener Refrain, der jeden Ohrwurm der letzten Jahre toppt und eingängig ist wie Bockwurst mit Kartoffelsalat machen „Keep It Real“ zu einem echten Hit, den man nur schwer wieder aus den Lauschern herausbekommt. Song Nummer 2, „Good As Drink Is“ paart anschließend Metalcore mit leichten Streetpunk- und Hardcore-Anleihen und fügt einen coolen, aber durchaus auch tiefgründigen Text hinzu. Darauf folgt „Of Good And Bad“, der von einem astreinen New-Metal-Riff dominiert wird, wie es auch aus der Feder von Max Cavalera stammen könnte.
So geht es luftig locker weiter mit den Stilwechseln und immer wieder Refrains, Refrains, Refrains, die sofort im Ohr kleben bleiben, die Songs aber trotzdem nicht zu oberflächlichen Popliedchen verkommen lassen, sondern das bleiben, was sie sein sollen: Eine Abwechslung zur groben Härte der Strophen und Mittelteile – eben ein Garant für Dynamik. Das stellt übrigens das Beste an dieser Scheibe dar (neben dem Opener): die Laut-Leise-Dynamik, gepaart mit dem scheinbar unerschöpflichen Ideen-Reichtum.
Untermalt wird die Wucht der Platte von einem druckvollen, aber trotzdem modernen Sound, wie ihn ein Album diesen Genres haben muss. Als einziger Kritikpunkt bleibt zu erwähnen, dass der zweiten Hälfte von „The Pain Of Creation“ ein bisschen die Puste ausgeht; die Songs haben hier nicht mehr so sehr das Mitgröhl-Potential des ersten Teils. Aber um das klarzustellen: Das soll nicht heißen, dass diese Songs schlecht sind, nein, nur nicht ganz so gut wie das bereits genannte „Keep It Real“ oder das harte „What A Shame“.
Alles in Allem eine Platte, wie man sie öfter hören möchte: Abwechslung, guter Sound und vor allem eins: Hits, Hits, Hits. SILENT DECAY müssen sich zwar vor der nächsten Platte noch ein bisschen Kondition antrainieren, um die zweite Hälfte des Album-Marathons genauso schnell hinter sich zu bringen, wie die erste, aber als Gesamtkunstwerk ist „The Pain Of Creation“ trotzdem ein klarar Kauftipp. Acht Punkte!
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