Silent Decay - Endspiel

Review

Worum muss es gehen, wenn sich eine Band, die seit 17 Jahren im Underground unterwegs ist und sich ohne den großen Durchbruch zu schaffen, eine treue Fanbasis erarbeitat hat, dazu entschließt, ihre Karriere aus zeitlichen Gründen zu beenden und zum endgültigen Abschied eine DVD zu veröffentlichen? Sicherlich nicht darum, jede einzelne Note ins kleinste Detail zu analysieren, im Grunde ist die Musik in einem solchen Falle nichts, worüber man seitenweise Abhandlungen veröffentlichen sollte, um seiner Meinung Ausdruck zu verleihen. Nicht, dass es einen Grund gäbe, etwas zu verschweigen, im Gegenteil, das im Münchener Backstage mitgschnittene Konzert bietet keinen Anlass zur Kritik. Die Songs an sich haben sich aber über die Jahre so fest ins Bewusstsein der Fans und der Band eingebrannt, dass man nicht nach der Nadel im Heuhaufen suchen muss, sofern es die überhaupt gibt. Worum es der Band offensichtlich ging, und das ist ihr ganz vorzüglich gelungen: „Endspiel“ soll ein Dokument sein, das die Existenz der Band überdauert, das über Jahre hinweg als Vorzeigeobjekt dessen gelten wird, was diese Band in ihrer so langen und gleichzeitig relativ unbeachteten Karriere ausgemacht hat.

Wie professionell sich der bayerische Fünfer unbeeindruckt zeigte von sämtlichen Hürden des Musikgeschäfts zeigt nicht zuletzt auch der Konzertmitschnitt, der das Herzstück der DVD bildet und die energiegeladene Show der modern ausgerichteten Metal-Band auf perfekte Art und Weise einfängt. Publikum und Band bilden eine Einheit, die Schnitte sind unhektisch und fangen die gesamte Umgebung ein, der Sound, die Performance – hier passt hinten und vorne so gut wie alles. Es ist nicht zu übersehen, dass SILENT DECAY eigentlich von Anfang an dabei waren, als stilistisch ähnlich gelagerte Bands aus Nordamerika gerade voll durchstarteten. Und es wirkt beinahe unglaubwürdig, dass diese Bande, die ihr Musikerdasein bis zum Schluss so energisch und spielfreudig genoss, von heute auf morgen von der Bildfläche verschwinden wird. Eine Entscheidung, die schwierig war, zu der es aber keine Alternative gab, wie die Musiker in äußerst sympathischen Einzelinterviews nochmal beteuern. Die Linernotes von Drummer Flo zeigen zudem, dass diese DVD-veröffentlichung eine Herzensangelegenheit war, dass man sich anständig verabschieden wollte, von all jenen, die ihnen 17 Jahre lang die Treue hielten. Und „Endspiel“ wird einen weiteren Zweck erfüllen: SILENT DECAY werden sich in einigen Jahren zu jenen Bands gesellen, deren Alben man sich anhört, mit jenen Gedanken, mit denen wir heute die zahlreichen unterbewerteten Bands aus früheren Jahrzehnten bewundern. „Schade“ wird man sagen, „dass die nie den verdienten Erfolg einfahren konnten. SILENT DECAY, ich kannte die noch, die hatten das gewisse Etwas“.

„Endspiel“ lohnt sich natürlich für jeden Fan, aber auch jeder, zu zufällig mal drüberstolpert, wird es nicht bereuen, mal einen Blick zu riskieren. SILENT DECAY waren der Inbegriff musikalischer Hingabe ohne kommerziellen Hintergedanken. Und ich bin davon überzeugt, dass wir die Jungs in anderen Konstellationen und mit anderen Projekten wiedersehen. Denn: Kollektive mögen manchmal schwinden, Musiker bleibt man jedoch ein Leben lang.

Wie die Songs sind, wollt ihr wissen? Die sind natürlich geil. Aber das ist heute auch irgendwie gar nicht so wichtig.

10.04.2011

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