Silencer (US) - The Great Bear

Review

Sie:
“Hallo, ich bin die Marion.“

Gruppe:
“Hallo, Marion!“

Therapeut:
“Denkt dran, wir sprechen uns hier mit unseren richtigen Namen an.“

Sie:
“Gut, ich bin der Große Bär und ein… Konzeptalbum!“

Gruppe:
“Hallo, Bär. Wir sind auch Konzeptalben.“

Bär:
“Ich bin durch „The Wall“ auf diese Gruppe gekommen. Er hat mir oft davon erzählt, dass ihm die hier durchgeführten Rollenspiele zu sozialen Konfliktsituationen sehr geholfen haben.“

Therapeut:
“Vielleicht möchtest du uns erzählen, was dich besonders bedrückt.“

Bär:
“Ich bin ein Thrash-Konzeptalbum! Ich meine… alle bekannten Konzeptalben kommen aus ’ner ganz anderen Ecke. “Operation Mindcrime“ und “2112“ haben doch auch nix mit Thrash zu tun!“

Dimension Hatröss:
“Doch! Ich! Ach komm’, das kann doch nicht dein großes Problem sein. Ich bin auch weitestgehend Thrash. Daran ist nichts Falsches. Gibt viel Schlimmeres! Diese verdammten SLAYER-Rufe auf den Festivals! Ich halt’ das nicht mehr aus! Niemand weiß heutzutage noch Komplexität zu würdigen. Ich kann Festivals nicht ertragen!“

Therapeut:
“Hatröss, wir haben deine Festival-Phobie erst beim letzten Mal ins Zentrum unseres Interesses gerückt und uns darauf verständigt, dass ein Neuer immer erstmal die Gelegenheit bekommt, sich hier einzufinden. Bär, vielleicht möchtest du uns etwas mehr über dich erzählen. Was macht dich aus? Was ist dein Thema?“

Bär:
“Der Wettlauf um die erste bemannte Mondlandung respektive die Eroberung des Alls zwischen der UdSSR und den USA in den 50/60ern aus russischer Sicht.“

Crimson:
“Was’n das für’n doofes Thema für’n Konzeptalbum?“

The Glorious Burden:
“Halt die Fresse, Crimson. Du bist kein Konzeptalbum, sondern nur ein einziger, verschissener Song!“

Therapeut:
“In der Gruppe sitzen nur Konzeptalben. Darüber waren wir uns gleich bei der ersten Sitzung einig. Vielleicht möchte uns Bär erzählen, wie sie sich anhört.“

Bär:
“SILENCER haben vor mir eher modernen Thrash gezockt, fast schon in Richtung Neothrash. Da bin ich echt beruhigt, dass die Jungs bei mir auch musikalisch stark in die gloriose Vergangenheit schielen. Da tönen zum Beispiel meine Songs “Great Bear“ und “Orders/Noble Sacrifice“ dank ihrer Vibes gleich ein wenig nach MASTODON und auch VOIVOD, wobei letztere besonders bei “The Roar“ durchscheinen. Dazu gesellen sich neben harschen Thrash-Riffs auch der ein oder andere erdige 70er-Jahre-Hardrock-Groove.
Wenn ich’s mir recht überlege, bin ich ja nicht nur Thrash, sondern auch ’ne ganze Menge solider, ehrlicher Rock! Ja, nicht nur einfach Thrash…
Und dazu passend ist jetzt auch Schluss mit dem furchtbaren Gebell wie auf den Vorgängern und stellenweise wird sogar melodiös gesungen. Überhaupt gelingt es den Jungs aus Denver, eingängige Refrains zu schreiben. Und abwechslungsreich bin ich auch obendrein! Konnte man von “Death Of Awe“ aus dem Jahre 2005 nicht gerade behaupten. Bin viel dynamischer und mein Songwriting ist deutlich elaborierter, die Spielfreude ist unheimlich viel größer. Zum Beispiel “Star City Pt. I“: Da gibt es sogar Wah-Wah und der Blues lugt außerdem hervor!
Gut, meine Produktion finde ich jetzt nicht so zwingend, aber ausreichend transparent.
Und das Konzept. Pfft… ja. Gibt Spannenderes und so richtig Atmosphäre, die die Story zu tragen imstande ist, kann ich jetzt auch nicht entfalten… aber, hey! Wenn ich genau nachdenke, bin ich immer weniger Thrash!“

Dimension Hatröss:
“Hältst du dich jetzt für was Besseres – oder wie?“

Tommy:
“Du musst mal wieder von deiner Aggressionsschiene runterkommen, Hatröss!“

Bär:
“Mir ist nur wichtig, dass ich nicht mehr viel mit den Vorgänger-Alben zu tun habe. Mit mir haben SILENCER eine echte Trendwende in ihrem bisherigen Schaffen eingeleitet. Und das ist gut so. Jetzt, wo ich mir das mal frei von der Leber weg geredet habe, ist mir klar, dass ich kein stumpfes Geschrote bar jeglichen Nährwertes bin. Ich bin vielschichtig, ich spüre die Aufbruchstimmung in mir. Und damit meine ich nicht das Textkonzept, sondern die Wandlung der Mucke.“

Seventh Son Of A Seventh Son:
”Super, die kommt hier das erste Mal hin, heilt sich selbst und mir hat heute noch nicht einer von euch gesagt, dass mein Titel vielleicht doch nicht viel zu lang ist!“

15.10.2012

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