Kaum hat man die Angst überstanden, dass zum Jahreswechsel ins Jahr 2000 die Welt aus ihren Fugen gerät, kommt mit dieser CD der vertonte Fall in das Nichts! Es gibt sie noch, diese Alben, die den Hörer mit allen Sinnen auffordern, sich ganz der Musik hinzugeben. Auf „Ágætis Byrjun“ haben die begabten Musiker aus Island eine Klangwelt geschaffen, die ihres gleichen sucht, was nicht zuletzt an der unüblichen Spielweise der Instrumente liegt! Die Stimmung, die dieses Album ausstrahlt ist ein Cocktail aus allen erdenklichen Emotionen.
So kann man sich den beruhigenden Klängen hingeben wie man will, dann die Strukturen der Musik sind so festgelegt, dass sie auf jeden „Lauscher“ anders wirken und doch immer ein Gedanke im Vordergrund steht, nämlich man wird hinfort getragen in eine Klangdimension, die das Innerste der Seele anspricht und nach außen, wie auf einem Federbett, trägt. Das ist nicht eine dieser Bands, die sich Metaller anhören, damit sie einmal wieder heulen dürfen, nein das ist Musik die das Innerste eines Jeden anspricht und aus den hintersten Ecken des Geistes entlockt. Erinnerungen wandeln wie Wolken am geistigen Auge vorbei. Ein Traum, der nie enden will.
Die große Abwechslung kann den Hörer entweder in traurige Stimmungen wiegen oder einfach nur das pure Glück verspüren lassen. Dieses Album ist ein absolutes Muss für all diejenigen, die einmal davon träumen dem Alltag zu entfliehen und sich ganz dem Geist der Natur und den Instinkten zu überlassen. Man sollte sich dieses Meisterwerk an einem Stück anhören, weil die einzelnen Songs getrennt nur einen Bruchteil ihrer eigentlichen Stärke entfalten können. Einer bestimmten Musikrichtung kann man Sigur Ros nicht zu ordnen. Es werden zu viele Instrumente zu diesem Klangbild der Emotionen zusammengetragen, so dass sie ihren ganz eigenen Stil entwickelt haben.
In der Tat, ein Meisterwerk! Ein fast schon beängstigendes Stück Musik, da mir ähnliches bekannt ist, dass einen Emotional derart beeinflusst, ob man nun will oder nicht. "Vertonter Fall in das Nichts" trifft es da schon recht gut, Sigur Ros sind mit absolut nichts zu vergleichen. Leider hält der Nachfolger "()" dem Erwartungsdruck überhaupt nicht stand und ist lediglich ganz nett geworden, quasi ein misslungener Fall von Selbstkopie. Wer sich übrigens mit der speziellen Stimmung auf "Ágætis Byrjun" anfreunden kann, dem seinen ev. noch die Bücher von Jon Kalman Stefansson, ebenfalls ein Isländer, empfohlen.