Berühmte Gäste können bisweilen eine Last für den Gastgeber sein, wenn dieser von ihrem Ruhm überstrahlt wird. So scheint auch bei SIGN OF CAIN die wichtigste Info zu sein, dass Sänger Tompa von AT THE GATES mit von der Partie ist. Da wird die Musik beinahe zur Nebensache und es stellt sich die Frage, ob „To be drawn and to drown“ einen großen Namen braucht, hinter dem es sich verstecken kann.
Zu den anderen Musikern: Die Gitarristen Tomy Minas und Bandkopf Tomer Hasenfratz stammen aus Israel, ebenso wie Schlagzeuger Tuval Rafaeli, der bereits seit einigen Jahren bei ENSIFERUM die Trommel schlägt. Komplettiert wird das Line-Up vom Schweden David Mauritzon am Bass. Verbindende Komponente ist die Liebe zum gepflegten Gerumpel, was man der Platte auch deutlich anhört.
SIGN OF CAIN bieten gepflegtes Gerumpel!
So international wie das Line-Up ist, so abwechslungsreich ist auch „To be Drawn and to Drown“. Mal wird straight durchgeholzt, mal melodisch durch den finsteren Tann gewalzt und einmal auch nur mit Streichern, Gitarre und Bass eine tiefsinnige Ruhepause verordnet. Insgesamt klingen SIGN OF CAIN nicht nur wegen Tompa ein bisschen nach AT THE GATES (vor allem bei „Bearing Eyes“), erreichen aber nicht ganz deren Niveau. Zugegeben, der Vergleich hinkt ein wenig, denn SIGN OF CAIN wählen einen etwas anderen Ansatz, klingen deftiger und stellenweise auch vertrackter – also eher wie ein räudiger Mischling aus DARK TRANQUILLITY und GRAVE.
Kuriosum am Rande: Warum auch immer, aber von der ersten Idee bis zum Album hat es knapp achtzehn Jahre gebraucht. Ich würde nicht sagen, dass man das dem Album durchgehend anhört, aber manchmal klingen die Songs etwas zu glattgebügelt und zu berechenbar für meinen Geschmack. Die glasklare Produktion passt zu diesem Stil hingegen wie die Faust aufs Auge und stellt jedes Instrument angemessen.
Gut Ding will Weile haben.
Unterm Strich bleibt eine solide Platte, die sich keineswegs hinter dem namhaften Sänger verstecken muss. Zum Pflichtkauf fehlt allerdings noch das gewisse Etwas, das SIGN OF CAIN vom Rest der schwedisch inspirierten Melodeath-Rotten abhebt. Das gelingt ihnen auf diesem Album nur zum Ende hin, wenn sie in „Again I Shed“ und dem titelgebenden überlangen Rausschmeißer „To be Drawn and to Drown“ die guten Ideen, die sich sonst über das Album verteilen, knackig bündeln. Davon würde ich gerne mehr hören – aber bitte nicht erst wieder in achtzehn Jahren.
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