Für die schwedischen Psychedelic-Prog-Rocker SIENA ROOT haben die Siebziger offensichtlich nie geendet. Mit analogem Equipment und jeder Menge authentischem Old-School-Flair produzierten sie auf bislang vier Studioalben einen Sound, der selbst im Rahmen der aktuell extrem populären Retrowelle noch anachronistisch klingt. Hier treffen drogenschwangeres Woodstockflair auf relaxten Gitarrenrock und man fühlt sich gleichermaßen an die psychedelische Frühphase von PINK FLOYD wie an ganz alte LED ZEPPELIN erinnert.
„Root Jam“ ist ein Live-Dokument, das zwar erst im Mai in Stockholm aufgezeichnet wurde, ebenso gut aber auch bereits mehr als dreißig Jahre auf dem Buckel haben könnte. Der Sound ist allgemein etwas dumpf und undifferenziert, dafür aber jederzeit warm und authentisch. So fängt „Root Jam“ die Stimmung einer SIENA ROOT-Show hervorragend ein und transportiert sie ins heimische Wohnzimmer. Die Musik lädt ein zu einem gleichermaßen entspannten wie den Geist anregenden Trip in psychedelische Welten.
Dominiert wird der SIENA-ROOT-Sound aber nicht nur von westlichen Rock- und Flower-Power-Sounds. Die Schweden greifen auch auf Instrumente und Melodiestrukturen aus dem fernen Indien zurück und stehen damit letztlich auch in der Tradition des Spät-60er-Schaffens der BEATLES. Nun ist die Sitar inzwischen auch in unseren Gefilden längst ein beliebtes Instrument, um schnöde Rocksongs mit etwas fernöstlicher Exotik aufzuladen. Die Konsequenz, mit der SIENA ROOT hier aber zu Werke gehen, sucht im Rockbusiness ihresgleichen, zumal sich diese Sounds nicht in allen Stücken wiederfinden, sondern sehr gezielt eingesetzt werden.
Insgesamt ist „Root Jam“ ein schönes und erdiges Live-Dokument geworden, das gleichermaßen anachronistisch wie ideenreich daherkommt, unter dem Strich aber die ganz großen Hits vermissen lässt, die sich dauerhaft in den Gehörgängen einnisten könnten. Im Gegensatz zur vorliegenden Promo-CD wird das Live-Album als Doppel-CD in den Handel kommen und dabei um zwei weitere Stücke aufgestockt. Besonders Liebhaber von Siebziger-Jahre-Hippie-Sounds könnten hiermit absolut glücklich werden.
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