Sieges Even - The Art Of Navigating By The Stars

Review

Ich gebe zu: Die Tatsache dass die Truppe um die Gebrüder Holzwarth und Gitarrist Markus Steffen in den letzten 8 Jahren keine einzige Veröffentlichung unters Volk gebracht haben (bzw. nur einige wenige Konzerte) hat mehr oder weniger darin resultiert, dass ich die Kultband zwar vom Namen kannte, aber effektiv noch keine einzige Note von ihr gehört hatte. Dass dann das Intro dieser Scheibe derartig nervig sein muss ist zwar tragisch, aber vermutlich nicht zu ändern.
Das düstere Hauptthema vom folgenden „The Weight“, welches sich noch konsequent durch die komplette Scheibe ziehen wird, leitet das einstündige Spektakel von Themen, Spielereien und starken Breaks dann aber mehr als nur würdig ein. Dabei ist aber weder angerockter Jazz im Stile FROGG CAFÉs, noch das übermäßige Einbinden fremder Genreelemente wie DREAM THEATERs RocknRoll-Philie zu erwarten, sondern eher eine verträumte Liebeserklärung an die Gitarre. Die Akkorde werden zu 90% gebrochen und ohne Verzerrung gespielt, wirken zu 50% unnachspielbar und bleiben so gut wie nie in einem handelsüblichen 4/4 Takt.
Dass bei diesem System sogar Balladen möglich sind, zeigt dass großartige und doch enorm anspruchsvoll runtergeproggte „Blue Wide Open“, welches in das etwas eingängigere (meist 3/4 Takt) „To The Ones Who Have Failed“ übergeht und mit letzterem, „Stigmata“, sowie dem oben erwähnten Quasi-Opener zu den Highlights der Platte zählt. Allerdings ist die Kunst sich nach den Sternen zu navigieren aber auch eines dieser Alben wo jeder seinen eigenen Lieblingsohrwurm findet, da im Prinzip alle Songs auf dem selben hohen Niveau stehen.
Für den Normalsterblichen ist eine gewisse Einarbeitungszeit aber absolut vorrausgesetzt, und wer die Konzentration nicht eine Stunde lang aufrecht erhalten kann, droht stark in Gefahr zu geraten zwischen Lied 4 und 7 zwischendurch mal dezent einzunicken. Nichtsdestotrotz gehört diese Scheibe in jedes auch nur halb vollständige Prog-Regal und verdient das Privileg in ihrer ganz eigenen Liga spielen zu dürfen. Oder hat schonmal irgendeine Metalband zuvor es geschafft eine stimmige Ballade mit Betonungsverschiebung zu schreiben?

24.11.2005
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