Sieges Even - Paramount

Review

Während die alten Veröffentlichungen von SIEGES EVEN – zumindest für meinen Geschmack – etwas zu abgedreht waren, das fulminante 2005er Comeback „The Art Of Navigating By The Stars“ jedoch direkt ins Schwarze traf, war ich natürlich sehr auf das neue Studioalbum mit dem schlichten Titel „Paramount“ gespannt…und ich wurde nicht enttäuscht.

Zwar gibt es auf „Paramount“ keine wilden Frickelorgien, progressiv sind die Songs allerdings auch weiterhin, wie bereits der superbe Opener „When Alpha And Omega Collide“ beweist oder auch das ruhige „Leftovers“, das mit eingestreuten, brachialen, fast schon an BLACK SABBATH erinnernden Gitarrengewittern begeistert. Mit dem auf den Opener folgenden „Tidal“ zaubern SIEGES EVEN sogar eine stimmungsvolle, eingängige Mitsingnummer, die man in dieser Art und Weise sicherlich nicht erwartet hätte. Toll! In der wunderschönen Ballade „Eyes Wide Open“ hat man schliesslich völlig auf progressive Songstrukturen verzichtet und es wird deutlich, dass die Band auf „Paramount“ vorrangig unterschiedliche Stimmungen und Emotionen erzeugt und mit ergreifenden Klangwelten experimentiert, in die man eintauchen und sich fallen lassen kann, um nach knapp einer Stunde Spielzeit ergriffen, aber auch entspannt, wieder in die Realität zurückzukehren. Eines der Highlights ist „Bridge To The Divine“, ein mit modernem Beat ausgestatteter, träumerisch und leicht beschwingt anmutender Track, der seine Energie hauptsächlich in den melodischen Mitsingrefrain legt. Auch „Mounting Castles In The Blood Red Sky“, ein Instrumental mit eingespielten Samples der berühmten Rede („I have a dream“) von Martin Luther King Jr., die er anlässlich der grossen Protestkundgebung „March on Washington for Jobs and Freedom“ am 28. August 1963 in Washington D.C. hielt, ist nicht nur ergreifend, sondern ein atmosphärisch-dichtes Stück rhythmischer Musik, welches sich nahtlos in die fulminanten Klangwelten dieses Albums einreiht. Zwar ist diese Idee mit den Samples von Martin Luther King Jr. nicht neu, denn wir erinnern uns, dass EXTREME diese Rede bereits in ihrem unvergessenen 1992er Song „Peacemaker Die“ verwendet haben, aber der Qualität dieser Nummer tut dies keinen Abbruch. Der Titeltrack kann schliesslich noch mit einem perfekt in Szene gesetzten Saxofon-Solo begeistern und beendet das Album eindrucksvoll.

„Paramount“ ist definitiv kein Album für Frickelfanatiker, denen es nicht chaotisch genug zugehen kann, sondern ein atmosphärisch dichtes Album, das man in seiner Gesamtheit geniessen muss. Denn SIEGES EVEN haben ihre spielerische Klasse der Songdienlichkeit und somit auch der Atmosphäre untergeordnet, wobei viele kleine Licks und Finessen das Können der Band erahnen lassen und das Album damit zu einem Gesamtkunstwerk machen, das man erst nach einiger Zeit tatsächlich begreifen kann.

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15.09.2007

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