Siege Of Power - This Is Tomorrow

Review

Erst kürzlich ist US-Sicko Chris Reifert mit seiner Hauptband AUTOPSY wieder auf den Plan getreten. „Morbidity Triumphant“ hat dabei durchaus ein wenig überrascht, denn, trotz standesgemäß hohem Rumpelfaktor, ist die Platte sicherlich eines der musikalischsten Werke der Leichenfledderer geworden. Doch nicht nur da hat der 53-Jährige seine Finger im Spiel – unter anderem auch bei den 2017 gegründeten SIEGE OF POWER, wo Reifert eben augenscheinlich nicht als Zentrum des Schaffens gilt, sondern nur ein weiterer Erfolgsbaustein ist. Das daraus eine richtig runde Sache werden kann, beweist deren Zweitwerk „This Is Tomorrow“.

Gereift wie ein guter Wein

Die Kombo aus erfahrenen Musikern unter der führenden Feder von Songwriter und Gitarrist Paul Baayens (ASPHYX, THANATOS) macht nun nach deren Debütalbum „Warning Blast“ ernst. War auf dem ersten Album des Quartetts noch ein Jamming-Brainstorming mit 18 Songs zu hören, agiert die Truppe inzwischen deutlich fokussierter und hat ich nur Quantität, sondern auch Qualität gebündelt. Schon der Opener „Force Fed Fear“ macht die Marschrichtung von SIEGE OF POWER unmissverständlich klar. Baayens darf sich vor prächtig sauberem Soundgewand mit Thrash-inspirierten Salven austoben und auch Reifert wirkt am Mikro kontrollierter als bei seinen anderen Projekten.

Mit „As The World Crumbles“ findet sich auch ein Stück auf „This Is Tomorrow“, was in seiner schleppenden Ausrichtung dann tatsächlich mehr an ASPHYX, denn an THANATOS erinnert, obgleich man mit letzterer Referenz hier in der Gesamtheit deutlich klarer fährt. Der niederländisch/amerikanischen Truppe ist die technische Eingespieltheit förmlich anzuhören, wobei man darüber hinaus auch schlichtweg in der Lage ist, starke Songs zu schreiben. Stücke wie „Scavengers“ oder „Deeper Wounds“, welches schon fast mit schwarzer Schwere daherkommt, leben von sägenden Riffs und berstendem Groove.

„This Is Tomorrow“ könnte ein Bastard seiner Einflüsse sein

Droht ein Song dann tatsächlich mal in Richtung Filler-Material abzusteigen, dann ist Baayens wieder zur Stelle und streut entweder eine feine Bridge oder eben ein nicht weniger geschmackvolles Solo ein. Keine Frage, „This Is Tomorrow“ verkennt die Einflüsse seiner schaffenden Musiker keineswegs und so könnte zweifellos ein Bastard all dieser Komponenten irgendwie auch klingen. Doch im Besonderen sei hier bemerkt, dass SIEGE OF POWER mit diesem Album den Schiessstand zur Orientierung verlassen und die dicken Wummen auffahren.

05.02.2023
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