Siddharta - Songs

Review

In ihrer Heimat sind die nach einem Hermann-Hesse-Roman benannten Slowenen längst eine feste Größe. Nun wollen SIDDHARTA auch international durchstarten, bringen ihr neues Album „VI“ heraus und begeben sich auf eine Tour, die sie aktuell auch durch deutsche Konzerthallen führt. Als besonderes Goodie haben sie dafür eine exklusive Best-Of-Compilation zusammengestellt, die nur im Rahmen der Live-Shows als CD erhältlich ist.

Doch auch wer die Herbst-Konzertreise der Alternative-Prog-Rocker verpasst, muss nicht leer ausgehen, denn auf der Band-Homepage kann man sich die komplette „Songs“-Compilation gratis im MP3-Format herunterladen und so vollkommen unverbindlich in die Musik des Quintetts hineinschnuppern. Eine faire Sache, bei der man hoffen darf, dass sie den erwünschten Promo-Effekt bewirkt und an der sich auch andere Bands gerne ein Beispiel nehmen dürfen.

Obwohl der Volksmund einem geschenkten Gaul ja nicht ins Maul guckt, stellt sich an dieser Stelle doch die Frage, wieviel etwas, was nichts kostet, überhaupt taugen kann? Eine ganze Menge, wie man hier feststellen darf. SIDDHARTA sind erfahrene Musiker und haben im Laufe ihrer Karriere einige herausragende Songs geschrieben, das zeigt „Songs“ überdeutlich. Dabei enthält die CD ausschließlich englischsprachige Versionen der Stücke, die teilweise zunächst auf slowenisch eingesungen und veröffentlicht wurden.

Die Zweisprachigkeit, aber auch der etwas unübersichtliche und EP-reiche Backkatalog ist dafür verantwortlich, dass sich eine Zuordnung der einzelnen Stücke zu ihren ursprünglichen Alben recht schwierig gestaltet, in jedem Fall sind aber Songs aus allen Schaffensphasen der Band vertreten, wobei der Fokus deutlich auf dem brillianten „Rh-„-Album liegt. Von diesem stammen unter anderem das Trip-Hop-lastige „Rave“ und das positiv-verrückte (SYSTEM OF A DOWN lassen grüßen) „Insane“, das zu den absoluten Highlights dieser Compilation zählt.

Der Opener „The Whitest Swan“ entstammt sogar dem in seiner englischsprachigen Version brandaktuellen „VI“. Und wenn man von diesem Stück bereits auf die Gesamtqualität der Scheibe schließen kann, dann dürfte SIDDHARTA mit dieser ein neuerlicher Geniestreich gelungen sein. Ein fetter Groove, irrwitzige Keyboard-Sounds, Breitwand-Riffing und der mitreißende Gesang von Tomi Meglic machen das Lied zu einem erbarmungslosen Ohrwurm, den man so schnell nicht wieder los wird.

Insgesamt bietet „Songs“ also einen gleichermaßen repräsentativen wie lohnenswerten Einblick in das bisherige Schaffen von SIDDHARTA, die im Spannungsfeld zwischen alternativer Rock-Musik und progressiven Metal-Klängen vor allem mit einem herausragenden Songwriting-Gespür überzeugen. Und angesichts dessen, dass die Band die Digital-Version dieser Best-Of-Kopplung völlig kostenlos verteilt, sollte hier wirklich jeder einmal ein Ohr riskieren und der Band eine Chance geben.

13.10.2012

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