Sickening Horror - When Landscapes Bled Backwards

Review

Mehr als fünf Jahre ließen SICKENING HORROR seit Gründung der Band verstreichen und präsentieren jetzt ihr Debüt “When Landscapes Bled Backwards“. Es war aber bestimmt nicht die schlechteste Idee, mit dem Erstling so lange zu warten. Zu Beginn der Karriere frönte man nämlich noch dem technischen Death Metal. Und da diese Sparte nicht gerade unterbesetzt ist, muss man sich schon etwas einfallen lassen, um Gehör zu finden. So wie z.B. NILE, die sich ihre eigene Nische geschaffen haben und jetzt zu den angesagtesten brutalen Death-Metal-Acts gehören.

Und so haben auch SICKENING HORROR ihren Stil im Laufe der Jahre erweitert. Experimentelle Black-Metal-Bands wie DODHEIMSGARD und VED BUENS ENDE, sowie verschiedene Jazz/Fusion Künstler zählen zu den neuen Einflüssen und ergeben, kombiniert mit heftigem Death Metal den jetzigen Sound, den man getrost als völlig durchgeknallt bezeichnen kann.
Die Black-Metal-Einflüsse sind zwar kaum zu finden, dafür hat es aber der Jazz den Herren besonders angetan. Mit allen erhältlichen Musikhochschulabschlüssen ausgestattet (da bin ich mir ganz sicher) holzen sich SICKENING HORROR durch ihre Kompositionen und lassen die Unwissenden (das dürften in diesem Fall die meisten sein) staunend am Wegesrand zurück. Aber auch wenn sich die Musikstile manchmal taktweise ändern, schafft es die Band dennoch, dass man das Gefühl hat, richtige Songs und nicht irgendwelche Soundcollagen zu hören.

Trotzdem ist “When Landscapes Bled Backwards“ ganz schön harte Kost und definitiv kein Partyalbum. Alleine die ultrabrutalen Death-Metal-Parts (George Kollias, Drummer der angesprochenen NILE verdrischt hier die Felle) fordern schon die ganze Aufmerksamkeit des Hörers. Die verstörende Jazzrhythmen tun ihr übriges. Man sollte aber erwähnen, dass sich der volle Wahnsinn erst im Lauf des Albums abzeichnet. Die ersten Nummern sind für SICKENING-HORROR-Verhältnisse schon beinahe straight gehalten.

Sogar zwei Instrumentals haben es auf die Platte geschafft: “All Perceiving Nothing“, ein ruhiges Klavierstück mit verschrobenen Einsprengseln, und “Virus Detected“, welches in die Vollen geht. Wer dieses Lied für etwas völlig normales hält, dem wünsche ich jetzt schon einen freundlichen Pfleger! Hier bietet die Band noch einmal das ganze Programm ihres Könnens auf: Blast Beats, Fusion Gitarren, wirre Bassläufe – alles da und noch viel mehr. Und vor meinem inneren Auge sehe ich sie ganz genau, die kleinen Zwerge, die unter den Instrumenten stehen und beim Solieren in höchsten Lagen mithelfen.
Verdammt! Ich befürchte, diese Form des musikalischen Wahnsinns ist ansteckend!

14.09.2007
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