Shylmagoghnar - Transience

Review

Aus den Niederlanden meldet sich ein Zungenbrecher zu Wort, von dem man in nächster Zeit noch einiges hören könnte. SHYLMAGOGHNAR heißt das Duo, das es seit 2013 gibt und nun mit „Transience“ sein zweites Album veröffentlicht. Bereits ihr rund ein Jahr nach der Bandgründung veröffentlichtes Debüt „Emergence“ konnte recht flächendeckend hervorragende Kritiken einheimsen. Wir scheinen es damals leider verpennt zu haben, doch das soll uns nicht nochmal passieren!

Stilistisch sind SHYLMAGOGHNAR auch nach mehrmaligem Hören nicht so leicht einzuordnen. Ihre Musik zeigt sich wahlweise progressiv, melodisch und angeschwärzt. Geballer gibt es genauso wie sehr ruhige und verträumte Passagen, sodass man jedes Mal, wenn man glaubt, sich ein Bild gemacht zu haben, aufs Neue überrascht wird. Über Melodic Death und Atmospheric Black bis hin zu Progessive Death ist also alles dabei.

„Transience“ überzeugt auch mit Instrumentalen

Los geht „Transience“ mit dem Titeltrack, der auch gleich über zwölf Minuten auf die Eieruhr bringt. Ein emotionales Streicherintro mit viel Pathos wird sogleich abgelöst von semi-starkem Geballer, das nach Blackened Death klingt und zugleich melodisch ist. Bei der Songlänge lässt sich natürlich einiges machen. Diese Chance vertun SHYLMAGOGHNAR auch nicht, sondern bringen mit effektvollen Pianopassagen und abwechslungsreichen Melodien ein Klanggemälde zustande, das die Messlatte für den Rest von „Transience“ sehr hoch ansetzt.

Im Anschluss folgt ein Instrumental, das nicht das einzige seiner Art bleiben wird. In der Tat haben SHYLMAGOGHNAR bei einer Songanzahl von acht Stücken gleich drei Instrumentale auf „Transience“ gepackt. Zwei davon entpuppen sich außerdem als unbedingte Hörtipps. „The Chosen Path“ und „Life“ befinden sich allerdings auf Position fünf bzw. acht der Platte. „No Child Of Man Could Follow“ ist zwar kein Instrumental, reiht sich bei den Tipps aber ebenfalls mit ein. Allgemein wird mit den Vocals sehr sparsam umgegangen, was nicht sein müsste, da sich diese durchaus sehen lassen können. Mal ein wenig deathiger, mal ein wenig schwärzer, halten sie aber immer die Qualität.

Bei SHYLMAGOGHNAR kommt es manchmal auf die Länge an

Etwas auszusetzen gibt es aber wie immer auch hier. Die Überlänge des Albums sowie einiger Songs ist ein zweischneidiges Schwert. Während selbst die 13,5 Minuten von „Life“ wie im Flug vergehen, tun sich andere überlange Songs etwas schwerer, zu überzeugen. „Journey Through The Fog“ zieht sich gegen Ende gewaltig. Auch andere Songs haben Passagen, die ein wenig überflüssig wirken und ohne die das Gesamtergebnis noch ein wenig tighter wirken würde. Auf „The Shadow Of The Heart“, den mit knapp über vier Minuten kürzesten und zudem schwächsten Song, hätte man sogar gänzlich verzichten können.

Insgesamt zeigen SHYLMAGOGHNAR auf „Transience“ aber immer wieder ihr Gespür für große Melodien und Emotionen, die sie auch in die richtigen Klänge zu verpacken wissen. Dabei sind alle Instrumente perfekt aufeinander abgestimmt, was vor allem bei den mehrspurigen Leads unabdingbar ist. Mit ihren vielschichtigen Klanggebilden erinnern sie phasenweise an ALCEST, auch wenn die es noch ein wenig besser verstehen, wahre Kathedralen aus Musik zu errichten. SHYLMAGOGHNAR stehen aber auch noch relativ am Anfang ihrer Karriere, weshalb da noch vieles drin sein dürfte.

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24.06.2018

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5 Kommentare zu Shylmagoghnar - Transience

  1. nili68 sagt:

    „Richtige“ Black Metaller werden damit eher nicht glücklich, aber das macht ja nichts. Mir ist das etwas zu melodiös und nicht düster genug, zu kalkuliert. Könnte als Untermalung für die „düsteren“ Stellen in ’nem Film von Walt Disney dienen.

    Für Fans von u.A. Shade Empire oder Musik, die man als Einsteiger in die Welt härteren Klänge für Black Metal hält… also Dimmu Kiddies, aber wenigstens sind ’se nicht rechts. 😛

    1. BlindeGardine sagt:

      Manchmal weiß ich nicht, ob du nun aufgeschlossen oder extrem engstirnig bist ;). Also ja, Dimmu Borgir und CoF z.B. kann man mit Sicherheit als Einstiegsdroge für härtere Musik bezeichnen, in erster Linie aber einfach weil die schon früh bekannt wie bunte Hunde waren. Trotzdem würde ich sowas wie Shylmagoghnar nicht bloß als „Einstieg für Kiddies“ belächeln, manche Leute wollen halt gar keinen „richtigen“ Black Metal hören, sondern genau das hier.
      Nun ist der durchschnittliche Black Metaller konservativer als Horst Seehofer und meint natürlich, dass alles nach 1992 Kinderkacke und „kein Black Metal mehr“ ist. Das Genre hat sich aber wie jedes Genre nunmal in viele verschiedene Richtungen entwickelt und das hier ist einer der Auswüchse, der durchaus eine Berechtigung als eigenes Subgenre hat.
      Ich würde ja auch jemandem der „sowas wie Dark Tranquility“ hören will nicht Malevolent Creation vorspielen und Hard Rock ist ja nicht einfach nur das Einstiegsgenre für Heavy Metal.

      Das Album ist übrigens Klasse, für die CSU-Fraktion des Black Metal natürlich vollkommen ungeeignet, aber wer es atmosphärisch und ein wenig soundtrackartig haben will ist hier richtig.

      8/10
      1. nili68 sagt:

        Joa, das mit Walt Disney und Dimmu wäre nicht nötig gewesen, aber ich finde schon, dass es von Black Metal keine Zero-Version geben muss. Das ist nicht der Sinn der Sache. Ist aber nur meine (natürlich richtige!!) Meinung und ich habe ja auch keine Note gegeben. 😉

  2. y34rz3r0 sagt:

    Erst einmal danke für den unsachlichen und kindlichen Kommentar meines Vorredners. Die Jungs hier sind so weit weg von dem was Dimmu Borgir heute machen, dass das wenige Sachverständnis des obigen Kommentars doch sehr deutlich wird. Allerdings mit einem hat der junge Mann recht, wer auf klassischen Black Metal steht wird hier alles, jedoch nicht glücklich. Aber Shylmagoghnar wollen ja auch keinen Black Metal machen. Sie machen viel mehr…

    … wie oben in der Renzension schon richtig gesagt wird sind die beiden Herren schwer einzuordnen, denn sie bedienen sich an vielen Stellen der harten Musik und schaffen es so sich ihren eigenen Platz zu schaffen, der sich irgendwo zwischen Black Metal und melodischem Death Metal mit progressiven Anleihen wieder findet.

    Das erste Album wusste rundum zu überzeugen und daher waren meine Erwartungen an das neue Album doch groß. Enttäuscht bin ich nun nicht, aber überglücklich bin ich auch nicht. Das Album überzeugt mit intelligentem Songwriting und tollen Melodien. Was fehlt denn dann? Die Überraschungen! Alle Songs hätten auch vom ersten Album stammen können, man vermisst eine Weiterentwicklung. Aber das ist schon jammern auf hohem Niveau, zumindest in diesem Fall.

    Daher kann ich mich bei der Punktevergabe nur dem Review anschließen und hoffen, dass der nächste Rundling aus dem Hause Shylmagoghnar auch zu überraschen weiß, denn überzeugen können sie.

    8/10
    1. andreas73 sagt:

      Zum ersten Kommentar ist nichts mehr hinzuzufügen 😉

      In den einleitenden Worten musste ich ein wenig schmunzeln, hatte da vergeblich versucht die Redaktion auf Emergence aufmerksam zu machen und mir sogar die Mühe gemacht eine Review zum schreiben, da für mich der Vorgänger ein Wahnsinns Album ist und ich schon zu diesem Zeitpunkt der Meinung war, dass so eine junge talentierte Band supported gehört.

      Was nun die neue Scheibe angeht, ich habe sie soeben bekommen und höre gespannt. Der Titelsong Transience der bereits im Vorfeld released wurde, hat alle Trademarks vom Vorgänger verpackt in einem Wahnsinns Song, besser kann man einen Song nicht schreiben und umsetzen für mich einer der besten Songs die ich seit sehr langem gehört habe.
      Mein erster Eindruck bis jetzt ist auf jeden Fall wieder sehr gut, auch wenn das nun Stagnation auf hohem NIveaus ist, ich stör mich nicht dran. MIr gefällt dass was die beiden Jungs machen

      9/10