Doch etwas überraschend präsentiert sich „The Birth Of Doubt“ der süddeutschen Formation SHY GUY AT THE SHOW als vielschichtiges und interessantes Album. Überraschend zum einen deshalb, weil das Quintett seit seiner Gründung im Jahr 2005 bisher noch nicht besonders auffällig in Erscheinung getreten ist, zum anderen, weil man sich mit Goethes „Prometheus“ eine doch eher schwere literarische Kost als thematisches Konzept ausgesucht hat.

Nach einem kurzem Intro glaubt man zunächst, in einem Musical gelandet zu sein. Leicht schwülstiger Sprechgesang, Pianoklänge und ein dramatisch-pompöser Refrain lassen einen im ersten Moment etwas verwundert zurück. Druckvoll einerseits, aber auch ungewohnt eröffnen SHY GUY AT THE SHOW ihre ganz eigene „Show“. Auch „Skin“ und „Paris In Flames“ obliegt ein leicht glamouröser Charakter, auch wenn letztgenanntes deutlicher Richtung Gothic Rock samt eingängigem Refrain tendiert und wie auch „All My Friends“ durchaus Parallen zu SISTERS OF MERCY erkennen lässt. Den Musical-Charakter legt das Album jedoch nie ganz ab, was vor allem an den entsprechend tonierten Vocals von Frontmann Sebastian Emling liegt („The Dance“, „Meditation“). Legt die Band diesen Sound etwas zur Seite, dominiert druckvoller und fast schon massenkompatibler Gothic Rock, der von einer gehörigen Portion Eingängigkeit gekennzeichnet ist („House Of Elsewhere“, „Surroundes By Knives“).

„The Birth Of Doubt“ ist somit eine durchaus interessante Scheibe, die im Grenzbereich zwischen schwülstigem Musical-Pathos und druckvollem Gothic Rock anzusiedeln ist. Ob einem diese musikalische Mixtur nun wirklich zusagt, muss wie so oft jeder selbst entscheiden. Zusammen mit dem thematischen Konzept – auf der Homepage der Band gibt es übrigens einen begleitenden 50-seitigen Comicband – hat man es hier zweifellos mit einem außergewöhnlichen Album zu tun, das auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient hat.