Man kann ja über den Sinn und Unsinn von Live-Alben streiten – besonders, wenn, wie bei den norwegischen SHINING, das letzte Album „Blackjazz“ noch nicht einmal zwei Jahre auf dem Buckel hat. Der Titel „Live Blackjazz“ ist jedoch insofern irreführend, als nur vier der neun bzw. fünf der elf Songs von „Blackjazz“ stammen.
Doch zunächst gilt es, Verständnis in die Zahlen zu bringen, mit denen ich hier um mich werfe: „Live Blackjazz“ wurde während eines Konzertes der irren Blackjazzer um Jørgen Munkeby im Osloer Rockefeller Club mitgeschnitten und kommt hauptsächlich als Ton-Dokument auf den Markt. Genauer wird „Live Blackjazz“ als Live-CD sowie als Double-Gatefold-LP erscheinen – jedoch enthält das (meines Wissens nicht limitierte) Digipack eine Bonus-DVD mit dem gesamten Konzert. Während das reine Ton-Dokument neun Songs enthält, weist der visuelle Begleiter mit „Omen“ und „RMDGN“ zwei zusätzliche Tracks auf.
Puh, nachdem das nun geklärt ist, kann ich mich getrost dem Inhalt des Live-Albums zuwenden. Und der ist wirklich klasse. Ich hatte mich ja schon in meiner Rezension zu „Blackjazz“ an dem Wahnsinn erfreut, den Munkeby und Mitstreiter auf Konserve bannen konnten. Dieser Wahnsinn blüht in der Live-Atmosphäre des Rockefeller geradezu auf, so dass sich die Wirkung von Hits wie „Fisheye“ und „The Madness And The Damage Done“ potenziert. Klasse!
Noch dazu zeigt der Vierer, dass eben nicht nur die schwedischen SHINING den Ruf einer exzellenten Live-Band genießen. Technisch ist das wirklich auf höchstem Niveau, seien es die Saxophon-Soli, die polyrhythmischen Kaskaden oder die herrlichen Synthesizer. Und warum kann ich das so genau sagen? Weil eben auch der Sound richtig gut ist – für Live-Mitschnitte längst nicht selbstverständlich!
Es lohnt sich also bereits, sich dem reinen Audio-Genuss hinzugeben – und ich würde an dieser Stelle gern zusätzlich den Video-Beweis in ähnlich hohen Tönen loben. Leider kann ich nicht, denn der von Indie Recordings zur Verfügung gestellte Promo-Stream läuft auf keinem der von mir ausprobierten Rechner ohne Schwierigkeiten. So kann ich die Bildgewalt nur bruchstückhaft beurteilen, würde mich aber zu dem Attribut ‚vielversprechend‘ hinreißen lassen. Letztendlich steht die Audio-Version von „Live Blackjazz“ aber im Vordergrund – und alleine die rechtfertigt den Kauf. Den rechtfertigen auch ein paar ältere Songs aus dem Hause SHINING, die allen, die (wie ich) erst mit „Blackjazz“ so richtig auf die Band aufmerksam geworden sind, einen Eindruck vorheriger Veröffentlichungen geben können.
Und wenn ich das alles so höre, ärgere ich mich gleich doppelt, dass die Deutschland-Konzerte SHININGs auf das Frühjahr 2012 verschoben wurden. Andererseits: Durch „Live Blackjazz“ lässt sich vielleicht noch der eine oder andere zusätzliche Konzert-Besucher mobilisieren…
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