Es war irgendwann im November 2007, als mir das Debütalbum einer Schülerband namens SHENANIGANZ aus dem oberbayerischen Haag ins Haus flatterte. Der ungewöhnliche Name, unter dem die Nachwuchskrawallos firmierten, erstaunte mich, aber so richtig aus den Socken hat mich erst die Musik des Quartetts geschubbert! Aus dem Material alter AC/DC-, STATUS QUO-, ZZ TOP- und sonstiger Rock’n’Rollplatten sowie einer gehörigen Portion Punk, Rotz und Elan war es dem Quartett gelungen, eine ureigene, zeitgemäße Variante klassischen 1970-Jahre-Rocks zu kreieren. Begeisterung!
Getreu dem Motto „Never Change A Winning Team“ hat man sich auch im Hause SHENANIGANZ gedacht, dass man den eingeschlagenen, Erfolg versprechenden am besten konsequent weiter geht. Und genau das tun unsere bayerischen Freunde auch auf „Open Your Eyes Or Cover Your Head“. Eine knappe Stunde lang gibt’s hier ohne Kompromisse auf die Glocke. Wieder gelingt es den vier Chaoten, ganz viel Power und Spielfreude auf Platte zu konservieren. Besonders die Männer am Mikro, Daniel Rehbein und Georg Raig, beeindrucken mich hierbei. Der leicht heisere Stimmbruchgesang von „Four Fingers Fist Fight“ ist einer soliden, an die HELLACOPTERS erinnernden Intonation gewichen. Obwohl ich vermute, dass SHENANIGANZ auch hier noch nicht das Ende der Fahnenstange bzw. des Mikrofonständers erreicht haben: Wow, ein echter Schritt nach vorn.
Als besonderes Schmankerl darf der Gastauftritt der Biermösl Blosn betrachtet werden. Dieses Trio, außerhalb Bayerns hauptsächlich durch seine Zusammenarbeit mit dem Kabarettisten Gerhard Polt bekannt, unterstützt SHENANIGANZ bei „Bavaria“ mit zumpftiger Blasmusi‘- herrlich!
Dass mich bei „Open Your Eyes Or Cover Your Head“ trotzdem nicht die ganz große Begeisterung wie zu Zeiten des großartigen Debüts erfasst, liegt daran, dass das neue Album dem alten Album insgesamt zu ähnlich ist. Während ich auf „Four Finger Fist Fight“ eine Menge persönlicher Lieblingslieder hatte, so sind diese beim Zweitwerk nicht so üppig gesäht. Neben dem erwähnten „Bavaria“ haben sich mir nur die Songs „We Are The Underground“, „Girl In The First Row“ und „Don’t Tell The Fire“ – mit tollem Hendrix-Intro – nachhaltig in die Hirnrinde gegraben.
Nach einem ganz starken Debüt haben unsere SHENANIGANZ eine Platte nachgelegt, die auch die Stärken von „Four Finger Fist Fight“ besitzt, jedoch zu wenig eigenen frischen Wind mitbringt. Zur gesanglich-handwerklichen Steigerung muss nun die kreative-songwriterische Steigerung kommen. Wenn man sich hierfür die nötige Zeit nimmt, viel live spielt, sich weiter von seinen Vorbildern löst und versucht, den ganz eigenen Weg zu gehen, sehe ich gute Chancen für SHENANIGANZ, sich längerfristig einen zentralen Platz im europäischen Rock’n’Rollgeschäft zu sichern. Trotz der genannten Einwände sehr hinhörenswert.
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