Im Leben eines Hobbyjournalisten gibt es Momente, in denen man den Tränen nahe ist. Ein solcher Moment war für mich das erste Hören von „Four Finger Fist Fight“ der SHENANIGANZ. Ihrem geschätzten Alter nach dürfen die Jungs zwar weder Motorrad fahren noch Alkohol trinken, ihr Sound jedoch lässt vermuten, dass sie beides seit mindestens 30 Jahren ausgiebig tun.
Selten gibt es Debütalben, die dermaßen vor Spielfreude, Spaß, naivem Charme und wirklich sagenhaftem Gespür für Punk, Glamrock und Rock’n’Roll der letzten Jahrzehnte überfließen. AC/DC, frühe STATUS QUO, KROKUS, ZZ TOP und THE BONES werden hier zu einem ureigenen, treibenden Sound verwoben. Die SHENANIGANZ bestechen durch stilsicheres Songwriting, präzises Zusammenspiel und eine Menge Humor- die Dreistigkeit, mit der sie bei „25 Years Ago“ Zitate aus AEROSMITHs „Walk This Way“ und RAGE AGAINST THE MACHINEs „Killing In The Name Of“ verwursten, hat mir jedenfalls ein an Gesichtslähmung erinnerndes Grinsen beschert.
Ihre Texte mögen vielleicht manchen Englischlehrer in die Verzweiflung treiben, aber so herrliche, kultverdächtig ehrliche und schlicht geile Zeilen wie z.B. „You listen to Britney Spears and I say ‚fuck‘. Oh I could stick it in my butt.“ gibt es auf keinem anderen Tonträger der vergangenen Jahre zu hören. Herrlich!
Die SHENANIGANZ bezeichnen ihr Material selbst als „Bad Ass Rock’n’Roll“, und diese Bezeichnung ist sehr zutreffend. Mal geht’s punkrockig und mitgröhltauglich zur Sache („Punk That Rocks“, „Social Misfit“), dann erfreut dreckiger Rock’n’Roll des Hörers Herz und Ohr („Andy Warhol“, „Can’t Await The Moon“), und mal wird den erdigen Bluesrockern dieser Welt Tribut gezollt („Jesus Was A Rock’n’Roller“, „Hobo Slide“). Dabei machen die oberbayrischen Pfundsburschen sich nie des Plagiats schuldig, sondern klingen immer erfrischend eigenständig.
Im April 2006 gewannen die vier den SchoolJam-Wettbewerb als beste deutsche Schülerband 2005/2006; im folgenden Mai verpassten sie nur knapp den Einzug ins Regiofinale des Nachwuchswettbewerbs Emergenza. Ihre Livequalitäten konnten sie bei Festivals wie Rock Am Ring, dem deutsch-französischen Zikommfestival in Coburg und dem Junior Art Fest in Gangneung (Südkorea) eindrucksvoll unter Beweis stellen. Wir dürfen also gespannt sein, was das Quartett aus Haag demnächst auf uns los lässt.
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