Shattered Hope - Absence

Review

SHATTERED HOPE wurden 2002 gegründet und stammen aus Griechenland. Bei diesem Land denkt man sicherlich zuletzt an Doom Metal, doch ist es eben genau dieser Stil, welchem SHATTERED HOPE frönen, genauer gesagt dem epischen Death Doom Metal der Neunziger Jahre, wie er damals vor allem aus England kam, wobei teilweise auch die Grenzen zum Funeral Doom überschritten werden. Mit „Absence“ liegt nun nach einem Demo und einer Promo das Debütalbum vor.

Gemächlich, mit ruhigen, dezenten Klängen beginnt das 13minütige „Amidst Nucturnal Silence“, ehe das Inferno losbricht: Getragener Keyboardteppich, langsame, zähflüssige Riffs, melodische Leads, wuchtig-getragenes Schlagzeugspiel und tiefe, langgezogen-grollende Growls, und alles sehr schwer und bittersüß in Moll mit tieftrauriger Stimmung. Ja, das ist die wahre Schule des langsamen Todes. Das abwechslungsreiche Stück trägt in sich viele Wechsel, so wird gerne auch einmal etwas flotter Fahrt aufgenommen und in Richtung Death Metal geschielt, wahre Rückkopplungsorgien, reichliche Dissonanzen finden sich genauso wie akustische Passagen. Das folgende „Vital Lie“ ist mit knapp 9 Minuten ebenfalls nicht gerade kompakt gehalten, in der Basis ebenfalls ein langsamer Doomer mit bissigen Riffs, wenngleich hier auch mal schnellere Tempi eingesetzt werden. Sehr schön wurden in diesem Stück Violine und Cello eingeflochten, genauso wie leise halbakustische Passagen, und doch ist der Song recht eingängig und dabei leichter verdaulich als der teils etwas sperrige Opener. Veredelt wird das Ganze noch durch kranke Schreie von Jonathan Théry von ATARAXIE.

„Enlighten The Darkness“ ist nicht nur ein schöner Titel, sondern auch ein Monster von einem schleppenden, episch-schweren Death-Doom-Song, mit trister Atmosphäre, verstärktem Keyboardeinsatz, PARADISE LOST-Leads, sakraler Stimmung und leider recht unspektakulärem Klargesang. Das folgende, erfrischende „Yearn“ ist da gleich deutlich flotter und schwungvoller gehalten mit direktem Riffing, leichtem Groove, Gothic-Keyboards und einigen Doublebass-Wirbeln, mit 3,5 Minuten der kompakte Rocker des Albums. „A Traitor’s Kiss“ ist da eine ganze Spur hoffnungsloser und auch wieder getragener, und siehe da, hier wird auch mal vehement der Black-Metal-Hammer geschwungen, sehr schöne Überraschung, diese kurzen Ausbrüche! Hier gibt es übrigens gesangliche Unterstützung von Thomas Jensen von SATURNUS. Wehklangende Violine, Cello und Piano tragen das wunderschöne und gleichzeitig melancholische Klassik-Instrumental „Lament, In F# Minor“, welches nahtlos in das Finale „The Utter Void“ übergeht, einem schweren, komplexen Brocken von 18 Minuten, in welchem die Hellenen nochmals alle Elemente ihres Klangspektrums zum Tragen bringen.

Das musikalische Konzept dieser schleppenden Weltuntergangshymnen mit Schwerpunkt auf depressive Atmosphäre und Dramatik ist nicht neu, SHATTERED HOPE vereinen in sich die Einflüsse von MY DYING BRIDE, alten PARADISE LOST und alten ANATHEMA, als weitere Vergleiche müssen SATURNUS, NOVEMBER’S DOOM oder auch MOURNING BELOVETH herhalten. Indes zeigt sich die Umsetzung als ziemlich gelungen, lediglich beim Opener „Amidst Nucturnal Silence“ haben sich einige Längen eingeschlichen, auf Dauer wirkt dieser zu eintönig, und auch der Klargesang müsste insgesamt noch verbessert werden.

„Absence“ ist ein verdammt schweres, episches und abwechslungsreiches Album voller Hoffnungslosigkeit, mit tieftraurigen Melodien, prägnanten Riffs, nicht zu komplexen Arrangements und tiefen Growls direkt aus der Gruft. Und da herrscht kein Licht.

26.12.2010

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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