Shape Of Water - Great Illusions

Review

Keine Frage, SHAPE OF WATER sind mal wieder absoluter metallischer Randbereich. Aber: Ihr Debütalbum „Great Illusions“ ist mit all seinem nonchalantem Genre-Hopping, ehrlichem Pathos und richtig guten Songs ein hochspannendes solches, und, liebe scheuklappenlose Puristen, it’s got Synthwave!

Von der Rock-Oper bis zum Radiohit

SHAPE OF WATER kommen aus den musikhistorisch wichtigen Gassen Manchesters und spielen etwas, das sie selbst als Art Rock bezeichnen. Dazu gehören in diesem Fall das Piano, wavige Synthies, krachende Post-Rock-Riffs, Falsett-Gesang und ungebrochener Pathos. Es verwundert kaum, dass „Great Illusions“ von einem gewissen Paul Reeve produziert wurde, der bereits bei den ersten MUSE-Platten sowie bei späteren Hitsingles von Bellamy und Co. seine Finger im Spiel hatte. Überhaupt sind MUSE vielleicht die vielsagendste Referenz für das, was SHAPE OF WATER hier bieten – von der sperrigen Rock-Oper bis zum Radiohit finden sich viele Parallen.

SHAPE OF WATER: Ehrlich, nostalgisch, eigenständig

So perlt der Refrain von „Scar“ so befreiend wie „Bliss“ während „Still Karma“ einem progressiven, fast klassischen Schema folgt und weder mit Klavier noch mit Streichern geizt. Auf Albumlänge gehen SHAPE OF WATER jedoch deutlich beatlastiger und tanzbarer zu Werke und vernachlässigen dabei zu keiner Zeit den Refrain. Songs wie „Perfect Love“ und „Still Karma“ tragen dabei nicht nur die 80er in sich, sondern auch ganz klar den Britpop. Ein bisschen OASIS und ein bisschen PET SHOP BOYS und wo es melancholischer wird, auch mal ein bisschen THE CURE.

Fast, muss man sagen, führt ein staubtrockener Stoner-Groover wie „The World Is Calling Me“ als Leadsingle für ein solches Album ein wenig auf die falsche Fährte. Im Albumkontext fügt sich jedoch auch dieses wohl konventionellste Gitarrenstück wunderbar ein. Repräsentativ ist dennoch anders.

Mit „Great Illusions“ ist SHAPE OF WATER ein so nostalgisches wie eigenständiges Stück Musik gelungen: Ehrlich und ohne ironische Brechung, wie aus einem vergangenen Jahrzehnt, treibend, melancholisch und ziemlich englisch.

09.07.2020
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