Shape Of Despair - Written In My Scars

Review

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Doom ist immer wieder ein dankbares Opfer für verlegen hingebogene Vergleiche: langsame Musik und lange Lieder drängen sich geradezu als Parabel auf, wenn eine Band mal ein paar Takte länger braucht, um mit neuem Material aus dem Knick zu kommen. Deshalb will ich diesen Vergleich hier auch gar nicht bemühen. Und doch haben sich SHAPE OF DESPAIR mit ihrem neuen Release einige Zeit gelassen, in der sich Viele gefragt haben müssen, ob es die Band denn überhaupt noch gibt oder nicht.

Die letzte eigene Veröffentlichung (vom 2007er SKEPTICISM-Tribute-Sampler einmal abgesehen) ist nun nämlich auch schon fünf Jahre her und war damals ein für eine so krasse Nischenkapelle wie eine Funeral-Doom-Band eher ungewöhnliches Format: eine „Greatest Hits“-Sammlung mit immerhin einem neuen Song. Das letzte vollwertige Album „Illusion’s Play“ datiert dagegen sogar von 2004. Umso größer war da die Überraschung, als vor kurzem wie aus dem Nichts die neue 7″ EP der Finnen hier aufschlug.

„Written In My Scars“ kommt mit zwei neuen Tracks daher, die mit zusammen knapp zwölf Minuten Spielzeit für SHAPE OF DESPAIR Verhältnisse nicht nur recht kurz wirken, sondern – fürs Protokoll – auch tatsächlich, wenn auch nur knapp, die beiden kürzesten Songs der Finnen markieren.

Dem Titeltrack „Written In My Scars“ tut das jedoch keinerlei Abbruch. Von der ersten Sekunde an ist die typische SHAPE OF DESPAIR Atmosphäre da. Der ausladende Keyboardteppich und der feengleiche Hauch-Gesang von Background-Elfe Natalie gehören auch 2010 noch zu den Trademarks der Band. Die Gitarren zelebrieren ein Riff, das den Song wie einen etwas zäheren Verwandten von „Illusion’s Play“, dem Titeltrack des letzten „richtigen“ Albums, wirken lassen. Und Pasi Koskinen stellt mit seinem unvergleichlichen, kellertiefen Organ klar, dass SHAPE OF DESPAIR eigentlich nie weg waren.

Die B-Seite hingegen ist anders. Die allgegenwärtigen Keys treten einen guten Schritt zurück und machen somit den Klampfen viel Platz, die in einem mahlenden Stakkato ein zähes Riff auswalzen, das sich durch den kompletten Song zieht. Mit seiner starken Betonung auf den Gitarren und der prägnanten Monotonie des Riffs klingt „The Bliss Of Sudden Loss“ im direkten Vergleich zu „Written In My Scars“ ungewöhnlich. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Song an einer Stelle endet, an der die Dramaturgie bisheriger SHAPE OF DESPAIR Songs erst anfing. Entsprechend wirkt „The Bliss Of Sudden Loss“ unfertig und lässt einen zum Ende der Platte etwas in der Luft hängen. Schlecht macht ihn das natürlich nicht. Die Spannung, die in den knapp sechs Minuten allerdings nach und nach aufgebaut wurde, bekommt keine Möglichkeit mehr, sich zu entladen.

Aber vielleicht ist das auch ein bewusst gewähltes Stilmittel, sozusagen ein „Cliffhanger“ zum nächsten Album, das da hoffentlich kommen wird? Hoffen wir’s. Denn die fünf Jahre Funkstille haben SHAPE OF DESPAIR keineswegs geschadet.

15.10.2010

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