Ich sitze hier und überlege, wie ich denn mit dem Review beginnen soll, im Hintergrund läuft gerade die zu besprechende CD, ich schaue aus dem Fenster auf das traurige Septemberwetter. Etliche Minuten später wache ich wieder auf, erwische mich völlig gedankenverloren, tief versunken in die sphärischen Klänge von Shape Of Despair. Langsamer, gemächlich dahin fließender Doom, träge, monoton, und dennoch voller Mystik und Schönheit, in keiner einzigen Sekunde langatmig. Musik zum Träumen, genau das richtige für den beginnenden Herbst. Tragende, schwere Gitarrenriffs unterstützen die tiefen, hauptsächlich gesprochenen Vocals, darüber schweben sanfte, zurückhaltende Keyboardklänge, durchwoben mit einer als Instrument eingesetzten hohe Frauenstimme. Doch das eigentlich dominierende Element von Shape Of Despair ist die Flöte, die dem Klangbild die zusätzliche, entscheidende Dimension verschafft und leise an Empyriums „Songs Of Moors…“ erinnern läßt. Sehr schön, und schon wieder ein paar Minuten weg… Die 5 Stücke dieses erstaunlichen Debüts, davon 4 vom 1998 aufgenommenen Demo, gehen fast nahtlos ineinander über, ein einzelnes herauszuheben wäre sinnlos und den anderen gegenüber nicht gerechtfertigt, dieses Werk muß in seiner Gesamtheit genossen werden. Ein wenig chaotisch allerdings ist die Kombination Plattenfirmeninfo/Booklet: Nachdem die sich die Bandgründer T.U. und J.S. mit Drummer T.M. und Sängerin N.S. ergänzten, zeichnete sich für die Vocals auf dem Demo Azhemin von Thy Serpent aus, offensichtlich wieder ohne T.M., der dann wiederum im Booklet der CD als Sänger aufgeführt wird. Alles klar? Ansonsten gibt es für alle Träumer und Melancholiker unter uns eine uneingeschränkte Kaufempfehlung! Nur knapp an der Höchstnote vorbei geschrammt, aber man will sich nach dem Debüt ja noch steigern können, oder?
Dem Review ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Wer hätte zum damaligen Zeitpunkt gedacht, dass dieses fulminante Doom-Debüt vom Nachfolger "Angels of Distress" (2001) noch übertroffen werden würde?!