Zwar gelten Metalbands aus Frankreich immer noch als exotisch genug um in den Einleitungen diverser Otto-Normal-Reviews auf ihre Nationalität hingewiesen zu werden, doch die Erfahrung lehrt, dass die entsprechenden Alben eigentlich recht häufig ziemlich hohe Wertungen absahnen können. SHANNON ist wieder so ein Fall. Was vom Cover her wie typisch unterdurchschnittlicher True Metal aussieht, ist eigentlich ein mitreißend zum Posen animierender 80er Jahre Melodic-Hard-Rock, bei dem durchweg alles richtig gemacht wurde.
Das fängt schon damit an, dass die Band offentlichtlich alle Tricks und Kniffe des Genres umfangreich aus anderen Platten rausanalysiert hat, um sie gewinnbringend für eigene Zwecke einzusetzen. Dementsprechend bekommt man hier die ganze Packung serviert: eine Dynamik in der Klampfe zwischen Riff und Akkordspiel, ein wahnsinnig cleverer Basslauf, der gleichzeitig ständig die Tonart erweitert, den klassischen um einen Halbton erhöhten letzten Refrain mit zusätzlich reingepackten Key-Spuren (meisterlich in „Coming Back To You“), sowie jede Menge Groove und Soli bei konstanten 160 bpm. Und es ist Wahnsinn, wie spielerisch es Shannon damit gelingt, bis auf ein kleines Tief in der Albummitte auf einer 60 minütigen Platte Ohrwurm an Ohrwurm zu reihen. Ja, hier ist nicht nur der Opener cool und alle anderen Nummern sinnlose Rumschmalzer, „Angel In Disguise“ hat den Sex in supersize gefressen und rockt unerbittlich wie der Duracellhase. Und dennoch bleibt immer noch Zeit für etwas ‚experimentivere‘ Sachen, wie das AC/DC-hafte „On And On“ und der orientalisch-epische Abschlusssong „Road Of Desire“. Und im die Zeitreise perfekt zu machen, scheint auch der Tontechniker seit den 80ern nichts mehr dazugelernt zu haben. Geil.
Damit steht fest: So eine Kombination aus trashigem Cover mit abgöttischem Inhalt gabs das letzte Mal mit HANOI ROCKS „Another Hostile Takeover“. Wer auch nur ansatzweise was mit melodischem Hardrock, Frankreich, Sex, Schwertern oder Bluestonleitern anfangen kann, sollte bei dem Vierer mal zwei oder drei Ohren riskieren.
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