Psychedelische Musik präsentiert sich oft mit vielen Wendungen. Manchmal sind diese spirituellen Ausflüge zu viel des Guten. Doch SHAMAN ELEPHANT zeigen, dass die Dosis entscheidend ist. “Wide Awake But Still Asleep“ fällt gerade dadurch positiv auf.
SHAMAN ELEPHANT als Liederweber
Schon der Titelsong wirft den Hörer in eine musikalische Schleuder. Er beginnt mit ruhigen Gitarrensounds, denen hinreißende Drums und elektronischen Einflüsse folgen. Dabei nimmt der Song schnell Fahrt auf und mündet in tobenden Riffs. Gesang und psychedelische Keyboardklänge bilden hier die Stimmungsbasis.
Die Struktur durchlebt einige Soundbrüche und fügt sich zum Ende wieder zusammen. Das stellt eine klare Stärke von SHAMAN ELEPHANT dar, denn diese Abwechslung erzeugt Individualität. “H.M.S. Death, Rattle And Roll“ fühlt sich wie ein schneller Strom mit steinigen Unebenheiten an. Das Ende überrascht mit geisterhaften Klängen und groovigen Einlagen.
Gerade der präzise Spielfluss wird jedes Mal von äußeren Einflüssen benetzt. Die melodischen Gitarren weben ein verzweigtes Strukturnetz. Wie Nadeln durchstoßen Riffeinlagen die sperrigen Tracks. Dabei verlieren SHAMAN ELEPHANT nie den Überblick.
Mit “Steely Dan“ erschafft die Band ein hypnotisierendes Soundkarussell, welches sich durch ausdrucksstarken Gesang auszeichnet. Seichte Flötenklänge stehend begleitend im Hintergrund. So zeigt sich eine hohe Affinität zu MOTORPSYCHOs aktuellen Werken.
“Wide Awake But Still Asleep“ verliert den Faden
Textlich möchten SHAMAN ELEPHANT unser Bewusstsein ansprechen. “Ease Of Mind“ berichtet von alltäglicher Belastung. Langsam zerbrechen wir, ohne es zu bemerken. Der Geist benötigt nun mal Erholung.
“Magnets“ erweitert diesen Gedanken. Trotzdem bleiben die Aussagen gleich. Die Lyrik verliert somit an Einfallsreichtum. Dieses Muster behält das Album bei.
Hartnäckig versucht die Band, tiefsinnige Aussagen zu tätigen. Aber irgendwie kratzt sie nur an der Oberfläche. Weder gelangt sie zu neuen Erkenntnissen, noch kristallisiert sich Individualität heraus.
Doch an dieser Stelle stumpfe Einfallslosigkeit vorzuwerfen, wäre falsch. Das Jazz-Rock-Duo STEELY DAN bekommt mit dem gleichnamigen Track eine kleine Widmung. SHAMAN ELEPHANT antworten dabei auf deren Song “Monkey In Your Soul“. Dabei sticht die ambivalente Einstellung zum Affen in der Seele heraus.
Das Endprodukt…
…ist einzigartig. Die klangliche Vielfalt überragt die teils einschläfernde Lyrik. SHAMAN ELEPHANT machen keinen Hehl aus ihren Inspirationsquellen. Diese bekommen sogar kleine Anekdoten spendiert.
Der Sound ist träumerisch und unverkennbar. Die Norweger geben uns die Möglichkeit, sich der Musik vollends hinzugeben. Denn zu entdecken gibt es in den einzelnen Lieder genug.
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