Shai Hulud - Misanthropy Pure

Review

SHAI HULUD sind eine Band, die eine der Ersten war, als Mitte bis Ende der Neunziger plötzlich von einem neuen Subgenre, dem „Metalcore“ gesprochen wurde, und vielleicht haben Metal Blade nicht ganz unrecht, wenn sie auf ihrer Homepage schreiben, dass sogar „die moderne Metalcore-Blaupause […] zu Teilen der SHAI HULUD-Feder“ entstammt. Gut, jetzt haben wir geklärt, dass diese vier Musiker aus Miami zu den Vorposten jener Bewegung gehörten, die heute gefühlt 50 Prozent aller Metal-Veröffentlichungen stellt, von denen aber höchstens zehn nicht austauschbar sind. Nur leider ereilt auch SHAI HULUD dieses Schicksal im Jahre 2008: Stichwörter wie „Blaupause“ oder „austauschbar“ stehen ganz oben auf den Liste der zu gebrauchenden Phrasen, wenn es darum geht, „Misanthropy Pure“ zu besprechen.

Ja, ich gebe zu, ich habe mich auf dieses Album gefreut, auf die gewisse Spielfreude und das kleine Etwas, das SHAI HULUD meiner Meinung nach früher von anderen Metalcore-Bands abhob. Leider ist davon nicht viel übrig geblieben, „Misanthropy Pure“ bietet das, was jede engagierte Proberaum-Band heute genauso (oder vielleicht sogar besser, frischer) hinbekommt, nur eben nicht mit einem solchen fetten Sound ausgestattet: austauschbaren Metalcore nach Blaupause halt.
Klar, irgendwo ist das schon geil, wenn der Opener „Venomspreader“ nach einem circa zweisekündigen Ruhe-Intro nach vorne prescht und doch noch etwas Frische von früher liefert. Leider ist der Song nur eine eindreiviertel Minute lang und trotzdem das beste, was auf dem Album zu hören ist. Der Titelsong kann nochmal mit einem netten Riff während der Strophe punkten, hier und da gibt es kleine Lichtblicke, aber ansonsten ist das angesagt, was dauernd angesagt ist – brutale Shouts, Moshparts und der ganze andere Kram, von dem es mittlerweile unnötig geworden ist, ihn nochmal zu erwähnen.

Das war’s dann auch schon wieder von meiner Seite aus: Fetter Sound, ein durchgehend guter, aber viel zu kurzer Song, hier und da ein paar Lichtblicke … aber sonst ist eben alles austauschbar. Auch von denen, die Klischees erfunden haben, sollte man schließlich die Fähigkeit erwarten können, sich weiterzuentwickeln.

03.06.2008
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