Shadowrun - Weise Worte

Review

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Viele der Bücher für das Cyberpunk-Rollenspiel SHADOWRUN sind so verfasst, als würde eine Person aus der Spielwelt ihre Expertise in einem obskuren Matrixforum teilen. Zum Beispiel werden in „Critter der Sechsten Welt“ oder „Lücken im Code“ die Infos so präsentiert, als wäre man zufällig in eine mal erkenntnisreiche, mal nervige Online-Diskussion geraten. „Weise Worte“ widmet sich nun keinem speziellen Thema, sondern verteilt vor allem Ratschläge und Anekdoten aus dem Leben erfahrener Runner.

„Weise Worte“ von erfahrenen Runnern

Entsprechend abwechslungsreich liest sich das Buch. Das erste Kapitel besteht aus einer Diskussion über Schusswaffen, wobei die Runner von ihren Erfahrungen mit den jeweiligen Modellen und einigen Schiebern berichten. Die weiteren Kapitel sind in der Regel so aufgebaut, dass erfahrene Runner jeweils eine Anekdote schildern, die jüngeren Generationen hilfreiches Wissen, zum Beispiel zur Kontaktpflege, zum Umgang mit der Polizei, zum Erkennen einer Falle oder zum erfolgreichen Durchführen einer Betrugsmasche weitergeben soll.

Der Name ist also Programm: „Weise Worte“ richtet sich an fortgeschrittene Interessierte in SHADOWRUN. Denn komplett für den Einstieg ist dieses Buch nicht geeignet, da zu viel Slang- und Insiderwissen vorausgesetzt wird. Da einige der Anekdoten Querverweise zu Ereignissen aus der Historie der Spielwelt beinhalten, bekommen sogar eher Erfahrene etwas Unterhaltung geboten.

Charmant aber unübersichtlich

Insgesamt ist der Band charmant geschrieben und gut zu lesen. In anderen Spielhilfen mag der Ingame-Shadowtalk etwas stören, wenn man eine bestimmte Information sucht und sie aus einem langen Fließtext, der von schelmischen Kommentaren unterbrochen wird. Bei „Weise Worte“ liegt der Fokus auf genau solchen spannenden und launigen Unterhaltungen.

Eine redaktionelle Einordnung der Inhalte fehlt jedoch komplett. Nicht einmal eine Einleitung erklärt, worum es in dem Band eigentlich geht. Den Fokus der einzelnen Kapitel muss man sich anhand der Titel ableiten, was bei „Wahl der Waffen“ oder „Im Konflikt mit dem Gesetz“ noch einigermaßen gelingt, fällt bei „Die Lücken füllen“ oder „Feindliche Umgebungen“ schon schwerer.

Lesenswertes Palaver

Abgesehen von einigen beispielhaften Connections, einer kleinen Tabelle zur Reaktionszeit der Polizei und einem neuen Vorteil enthält „Weise Worte“ nur Palaver im positiven wie auch negativem Sinne. Wer sich einmal voll und ganz dem Shadowtalk hingeben möchte, bekommt durch dieses Buch ein Gefühl davon vermittelt, wie es sein muss, einen Abend in diversen Matrixforen zu versacken. Regeln wie das Reputationsmanagement oder der Umgang mit Connections bekommen dadurch etwas mehr Tiefe

Andererseits bietet dieses Buch nichts von hoher Relevanz. Wer mehr Infos zum Leben als Runner oder der Spielwelt braucht, findet diese bereits in anderen Büchern wie „Hinter dem Vorhang“ oder dem großartigen „Neo-Asphaltdschungel„. Für gesonderte Themen, zum Beispiel zur Matrix oder zu Konzernen, bieten sich „Lücken im Code“ oder „Konzerngewalten“ an.

Gemütliche Abende für SHADOWRUN-Fans

Vor allem finden sich solche Ingame-Dialoge in Hülle und Fülle bereits in den genannten Bänden. Auch wenn sie mitunter flapsig und unübersichtlich sind, wird damit schon einiges getan, um die Spielwelt von SHADOWRUN lebendiger wirken zu lassen. Warum es deswegen mit „Weise Worte“ einen Band gibt, der nun ganz in diese Dialoge eintaucht, erschließt sich nicht ganz. Wer allerdings genau auf so etwas Bock hat, sollte sich das Buch zulegen und mit diesem Konvolut aus Matrix-Diskussionen ein paar gemütliche Abende auf der Couch verbringen.

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.

15.10.2024

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