Shadowrun - Vendetta

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Der Rhein-Ruhr-Plex ist auch in der neuesten Version von SHADOWRUN ein heißes Pflaster, auf dem sich zahlreiche kriminelle Organisationen gegenseitig ins Visier nehmen. „Vendetta“, der Name deutet es bereits an, setzt die italienische Mafia ins Rampenlicht. Aufträge zwischen Aachen und Unna führen die Runner*innen tiefer und tiefer in das Ränkespiel alter und neuer Bosse.

Bei dieser Kampagne handelt es sich um eine deutsche Eigenproduktion für das Cyberpunk-Rollenspiel mit Fantasy-Elementen. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Monate von Ende 2081 bis in den Sommer 2082. Vier Akte und insgesamt 17 Runs sowie einige weitere Szenariovorschläge bieten umfangreiches Material für viele Spielabende.

Eine „Vendetta“ an Rhein und Ruhr

Um was geht es? Ohne zu viel von der Handlung zu verraten: Es beginnt mit einem undurchsichtigen Auftraggeber im Hintergrund, der mit allen Mitteln seine Macht über die italienische Mafia ausbauen will. Es kommt schließlich zu einem internen Zwist, einer waschechten „Vendetta“. Zu diesem Zeitpunkt stecken die Runner*innen bereits viel zu tief drin, um passen zu können und müssen den eingeschlagenen Weg zu Ende gehen, wenn sie nicht mit Beton an den Füßen auf dem Boden des Rhein-Herne-Kanals enden wollen.

Wie bereits gesagt, bietet die Kampagne zahlreiche Spielmöglichkeiten. Dass die Qualität der einzelnen Runs dabei leicht schwankt, ist also nicht zu vermeiden. Insgesamt bewegen sich die angebotenen Szenarien aber auf einem gehobenem Niveau und machen beim Lesen allesamt einen mindestens soliden Eindruck.

Ein Cyberpunk-Gangster-Epos mit viel Abwechslung

Dabei wird auch einiges an Abwechslung geboten. Einige Beispiele gefällig? In einer stillgelegten Zeche, in der inzwischen Hochglanz-Cagematches stattfinden, müssen Daten von einer Zielperson im Publikum geklaut werden. Die entführte Tochter eines Stadtkrieg-Schiedsrichters, der damit unter Druck gesetzt, für ein bestimmtes Team zu pfeifen, muss befreit werden. Dem Schoßhund einer Mafiosa muss eine Wanze verpasst werden. Viele unterhaltsame Ideen also, um die Spieler*innen zu fesseln, sind in „Vendetta“ enthalten. Auch wenn einmal eine Pizzabude verteidigt werden muss, wird auf abgenutzte Mafia-Klischees übrigens weitestgehend verzichtet.

Außerdem wechseln sich Szenarien ab, die Raum für eine ausgefeilte Planung bieten, als auch jene, die mit gefährlichen Situationen konfrontieren und Improvisationstalent erfordern. Hinzu kommt eine zwar nicht sonderlich originelle, aber für SHADOWRUN-Verhältnisse durchaus epische Handlung. Mehrere herausstechende NSCs und ein tragischer Familien-Zwist sorgen für einiges an Dramatik.

Die Spielfiguren selbst bleiben dabei jedoch nicht auf der Strecke, wie in ähnlichen Kampagnen, die viele wichtige NSCs beinhalten. Ihre Handlungen sind stets wichtig, ihre Arbeit macht sie für ihren Auftraggeber und die Handlung zunehmend bedeutsamer. Da direkt der erste Run, in dem ein Waffentransport am Hafen von Duisburg überfallen werden soll, knifflig werden kann, sollten die Runner*innen bereits etwas Erfahrung mitbringen. Vielleicht haben sie ja die Abenteuer aus „Im Schatten der Drachen„, „Budenzauber“ oder „Neo Noir“ gespielt und bringen bereits etwas Erfahrung mit.

Nur der Überblick fehlt manchmal

„Vendetta“ hat das Zeug, die große deutsche Kampagne für die aktuelle SHADOWRUN-Edition zu werden, die Spielleitung und Spieler*innen noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Allerdings ist der große Umfang auch die große Schwäche des Bandes.

Viele relevante Locations und NSCs werden zu knapp beschrieben. Gut, dadurch kann die Spielleitung der eigenen Runde eine persönliche Note verpassen, muss aber auch viel Vorarbeit in die Kampagne stecken. Eine übersichtliches Personenverzeichnis, eine Zeittafel und mehr Karten hätten dem Band gut getan.

Was die Zusammenfassungen angeht, haben die Autor*innen um Redakteur Frank Plenert jedoch sehr gute Arbeit geleistet. Jeder Run wird übersichtlich eingeleitet und die Stellung im jeweiligen Akt erklärt, so wie jeder Akt schlüssig zusammengefasst und in der Kampagne verortet wird. Die grundlegende Handlung, die Aktionen der SCs und NSCS, sowie deren jeweiligen Auswirkungen, bleiben so stets im Blick.

Das nächste Level für den SHADOWRUN-Einstieg

Unterm Strich ist „Vendetta“ sehr zu empfehlen. Wer mit den bisherigen kürzeren Abenteuern für SHADOWRUN einige Erfahrung in der Spielleitung gesammelt hat, findet in diesem Band eine fordernde aber lohnende Gelegenheit um eine längere Kampagne zu leiten. Auch die Spieler*innen werden dabei nicht zu kurz kommen und dürfen knallharte wie unterhaltsame Runs erwarten, die sie zu den Akteuren eines umfangreichen Cyberpunk-Gangster-Epos werden lassen.

Der Soundtrack beim Wetwork für die Mafia an Rhein und Ruhr: ABYSMAL GRIEF – Funeral Cult of Personality / SODOM – M-16 / VENATOR – Echoes from the Gutter / PERTURBATOR – Lustful Sacraments

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.

22.02.2022

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