Shadow Pointe - Situations
Eine gehörige Portion Tiefschlaf darf man den einschlägigen Labels wohl im Falle von SHADOW POINTE unterstellen. Was sich das Ami-Trio hier in Eigenregie aus den Rippen geleiert hat, hätte den Support der Musikindustrie nämlich allemal verdient gehabt. Sei’s drum, schließlich kann „Situations“ in Deutschland über den Just-For-Kicks-Versand bestellt werden. Nachdem die Bezugsfrage also geklärt ist, wenden wir uns nun dem Produkt zu. Selbiges besticht äußerlich durch eine professionelle Aufmachung. Im klassischen Jewel Case erwartet den Käufer neben der eigentlichen CD ein mehrseitiges Booklet, in welchem die Liedtexte durch einleitende Kommentare ergänzt werden. Außerdem wurde ein durchgehendes lyrisches Konzept verwendet, man kann somit von einem Konzeptalbum sprechen (scheiß Homeshopping-Syndrom…). Grob gesprochen geht um Liebe … Liebe zu Menschen, Liebe zu Drogen und den ganzen traurigen Rest, der daraus zu resultieren vermag. Merke: „Every situation dictates another.“ Mit den liebevoll ausgearbeiteten Lyrics kann die Produktion leider zu keiner Zeit mithalten. Etwas zu verwaschen präsentieren sich das Gitarrenspiel und der dumpfe Gesamtsound. Die Songs, die von Ty Tabor (King’s X) gemastert wurden, entschädigen dafür jedoch allemal. Der Einstieg weist mit ‚Situations‘, ‚Circumstance‘ und ‚Damn Nation‘ eine metallische, flotte Seite auf, während ‚Water’s Edge‘ sowie ‚To Be With You‘ balladeskere Züge tragen. Die Band versteht es, durch dramatisch-dynamisches Songwriting zu begeistern, in dem nur ganz selten Schwachstellen durchscheinen. Vereinzelte Durchschnittsmomente macht man durch die lange Spielzeit aber locker wett. Gesang und Songaufbau lassen beständig Erinnerungen an die frühen Großtaten von Fates Warning und Queensryche aufleben. Insgesamt geht man aber einen Tick gemäßigter zur Sache, wodurch sich eine rockigere Grundatmosphäre entfaltet. SHADOW POINTE schaffen es somit einen ziemlich eigenständigen Sound zu kreieren. Steigerungspotential ist noch vorhanden, doch auch wenn der Konzeptüberflieger „Operation: Mindcrime“ natürlich nicht erreicht wird, sollte man sich mit dieser Qualität früher oder später locker aus der Ecke der Geheimtipps herausbewegen können.
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