Shaded Enmity - Like Prayers On Deaf Ears

Review

Nichts sagt mehr über den Zustand des MeloDeath-Sektors aus als die Tatsache, dass auch die zweite richtig gute Genrescheibe in diesem Jahr in Eigenregie erscheint. Zeigten erst vor ein paar Monaten BE’LAKOR der vermeintlich professionellen Konkurrenz, wo der Hammer hängt, so schicken sich nun SHADED ENMITY an, uns allen den Marsch zu blasen.

Dabei ließ mich das eher moderne Logo auf den ersten Blick Schlimmstes befürchten. Ob das wieder so ein Fall der Marke „kurz reinhören und dann so schnell wie möglich vergessen“ werden würde? Wurde es nicht. „Like Prayers On Deaf Ears“ springt den Hörer von der ersten Sekunde weg frontal an und gönnt ihm über die kompletten 50 Minuten nur eine ganz kurze Auszeit, nämlich das gänzlich akustisch gehaltene, sehr stimmungsvolle „Adventures In Suicide“. Ansonsten steht die Band konstant unter Strom und bietet äußerst aggressiven melodischen Death Metal, der von flirrenden Gitarren, unglaublich explosivem Schlagzeugspiel und einem geifernden Sänger geprägt wird. In Punkte Energie würde ich ABLAZE MY SORROW als Anhaltspunkt nennen wollen, muss aber gleichzeitig festhalten, dass SHADED ENMITY deutlich melodischer sind, die besseren Songs haben und etwas mehr in Richtung BM tendieren. Letzteres ist vor allem dem schrill-stürmischen Charakter des Albums zuzuschreiben, wird von einem gewissen Hang zu schwarzmetallischer Dramatik weiter unterstützt und findet auch in melancholischen Untertönen seinen Niederschlag, die der Scheibe mehr Tiefgang und Charakter verleihen.

Wenngleich SHADED ENMITY im Prinzip nur Hits auffahren, so muss ich doch darauf hinweisen, dass „Like Prayers on Deaf Ears“ dank seiner hyperventilierenden Direktheit und Kompromisslosigkeit weniger leicht verdaulich ist, als man heutzutage von (vermeintlichen) Vertretern des melodischen Death Metals gewohnt ist. In diesem Sinne kann man der Truppe sogar vorwerfen, nicht zeitgemäß zu klingen. Für mich ist das allerdings nur positiv zu bewerten, denn gerade was man im MeloDeath als zeitgemäß oder modern bezeichnet, finde ich persönlich in der Regel unerträglich. In so einem Umfeld wirken SHADED EMNITY erfrischend und zeitlos und werden auch in zwei Jahren nichts von ihrer Faszination verloren haben, wenn die chartstürmende Melo“Death“-Karawane nicht mehr nach LINKIN PARK klingt sondern sich irgendwas anderes Schreckliches ausgedacht hat.

Da „Like Prayers on Deaf Ears“ eine Eigenproduktion ist, sieht es natürlich in Sachen Vertrieb eher nicht so gut aus. Ein triftiger Grund, die Scheibe nicht zu erstehen, ist das aber nicht: Die in jeder Hinsicht professionell gemachte CD gibt es direkt von der Band für (ungefähr, das schwankt mit dem Dollarkurs) schlappe elf Steine, Versand inklusive. Das Album ist jeden Cent mehr als wert.

14.12.2009
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