Shade - One Way Line

Review

„Melodic Rock“ sollte hier geboten werden, „Rock roots with a flavour of pop and country“. Denkste. Was den Hörer (so diese Platte denn welche finden wird) erwartet, ist seichter, banaler, kantenloser, standardisierter, kochrezepthafter, unspektakulärer und dermaßen belangloser Pop, dass selbst manche Teile des Programms, das täglich auf MTViva vor sich hin dudelt, hiergegen wie hochkomplexe und verschachtelte Kompositionen aus der Spätromantik wirken. „One Way Line“ ist so überflüssig, dass ich mir nicht mal einen kreativ angelegten Verriss ausdenken möchte.

Wollte ich meine Kritik so komplex schreiben wie „One Way Line“ ist, dann hätte ich nicht auch nur das geringste Wort schreiben dürfen; wahrscheinlich müsste ich dann sogar die nächsten fünf Alben unrezensiert lassen. Nicht die kleinste Ecke oder Kante findet sich hier. Selbst die verhalten „rockigen“ Gitarren, die zuweilen auftauchen, wurden mit gekonnter Professionalität weichgespült und in den Hintergrund gedrängt. Das Schema, nach dem ausnahmslos alle – bis auf das letzte Stück, eine Quotenballade, die trotzdem nicht minder langweilig ist – Lieder aufgebaut sind, untertrifft sogar noch die Arrangements, die von Schlagertauglichkeit und Kindergeburtstagskompatibilität bis hin zur Sonntags-Morgens-Frühstücksmusik alle Qualitäten abdecken. Die schlafwandlerische Sicherheit, uninteressante Gesangslinien, die sich in Sachen Unoriginalität nicht im geringsten hinter Herrn Bohlens Retortensängern verstecken müssen, mit noch viel uninteressanteren Texten aus dem üblichen Arsenal des Quotenrundfunks, also Liebe, Lebensträume und kleingeistige Formen der Selbstverwirklichung, und das alles in leere Worthülsen verpackt, zu paaren, verdient jedenfalls fast schon Respekt.

Insgesamt haben wir es hier mit musikalischer Tortur erster Güte zu tun. Manch ein besonders böser und misanthropischer Zeitgenosse sollte bei Gelegenheit ein paar Stücke von SHADE nachspielen – damit erreicht man höhere Selbstmordraten als mit seltsamen Geräuschen und Lärm. Den Gnadenpunkt gibt es deshalb, weil man sich dieses Album erstens zumindest auf Lautstärke Null ganz gut anhören kann und es zweitens ein Ende hat (und drittens die Musiker ihre Instrumente spielen können).

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11.09.2007

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