Severe Torture - Torn From The Jaws Of Death

Review

Die holländische Death Metal-Szene ist brutal. SEVERE TORTURE sind da keine Ausnahme und lieferten um die Jahrtausendwende vor allem mit ihren ersten beiden Alben „Feasting On Blood“ und „Misanthropic Carnage“ stark amerikanisch geprägte Kost. Der Sound war basslastig, technisch und dennoch roh bis ins Mark. Live waren SEVERE TORTURE eine Urgewalt und die War-Moshpits nur etwas für die Härtesten.

Mit der Veröffentlichung der folgenden Alben stellte sich eine gewisse Routine ein, und so wirkte nichts mehr so authentisch und euphorisch wie auf „Misanthrophic Carnage“, das mit Tracks wie „Carnivorous Force“, die in weniger als drei Minuten Spielzeit alles auf den Punkt brachten, für Herzrhythmusstörungen sorgte. „Fall Of The Despised„, „Sworn Vengeance“ und „Slaughtered“ zeigten dann, dass SEVERE TORTURE aus dem Schatten ihrer großen Einflüsse heraustreten und bei aller Brutalität moderner klingen wollten, sich aber eher im soliden Mittelfeld des Brutal Death Metal wiederfanden, als an die Speerspitze vorzudringen.

SEVERE TORTURE – zurück aus der Hölle

Nach einer längeren Pause melden sich SEVERE TORTURE 2022 mit der EP „Fisting The Sockets“ zurück. Der Appetizer zeigt, dass die Band weiterhin gnadenlos im Brutal Death Metal-Segment wütet und mit Neuzugang Damiën Kerpentier einen fähigen neuen Mann an den Drums gefunden hat.

Ganze vierzehn Jahre hat sich die Band nach ihrem letzten Album „Slaughtered“ Zeit gelassen, um mit „Torn From The Jaws Of Death“ in unverkennbarer Manier fast 40 Minuten brutalen Death Metal auf die Menschheit loszulassen. Das Album startet mit einem heftigen, schnellen aber typischen Opener: „The Death Of Everything“ brät in bekannter Manier und überrascht gegen Ende mit unerwarteten Tempowechseln, coolen Leads, die die Vorhersehbarkeit der ansonsten flotten Riffs gelungen durchbrechen. Sänger Dennis Schreurs klingt anfangs noch etwas heiser, steigert sich aber im Laufe der Platte gewaltig.

Was sich auf „Fisting The Sockets“ bereits angedeutet hat, wird auf „Torn From The Jaws Of Death“ konsequent fortgesetzt. Der Stil ist auf seine Art typisch und die einzelnen Tracks gestalten sich trotz einiger Überraschungsmomente insgesamt recht vorhersehbar. Zwischen hartem Geknüppel werden immer wieder dezent moshbare Passagen eingestreut. Die Band punktet mit solidem Riffing, das sich nicht in nekrophagischen Gefilden bewegt und den Aggressionspegel stets mit einer gewissen Direktheit, die Hammerschlägen gleichkommt, untermauert. Die rohe Produktion, der prägnante Bass und vor allem das stählerne Drumming sorgen für das klassische SEVERE TORTURE-Szenario.

Torn From The Jaws Of Death – solides Comeback ohne Überraschungen

Im Verlauf des Albums offenbart sich bei aller Brutalität die Stimmung der letzten Platten, die trotz aller Bemühungen in eine gewisse Gleichförmigkeit verfallen. Bei aller Heftigkeit gibt es viele ähnliche Songstrukturen und viele direkte Riffs, die hart an der Verschleißgrenze sägen. Tragende Parts wie am Ende des Titeltracks, die aufhorchen lassen, sind selten und trotz aller musikalischer Finesse und technischer Umsetzung fehlen echte Highlights mit Suchtfaktor.

„Torn From The Jaws Of Death“ ist nach all der Zeit ein gelungenes Comeback-Album, das den Hörer nach anfänglicher Euphorie wieder etwas erdet. Auch wenn es diverse Earcatcher gibt, ist die Scheibe in ihrer monumentalen Butalität ähnlich vorhersehbar wie die vorangegangenen Werke. Wer SEVERE TORTURE über die Jahrzehnte gefeiert hat, darf sich auch diesmal über kompromisslose Vollbedienung freuen. Die Livetauglichkeit des Materials steht zweifelsohne im Vordergrund und dafür sind die Tracks sicherlich besser geeignet als für den Konsum aus der Konserve.

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27.06.2024

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4 Kommentare zu Severe Torture - Torn From The Jaws Of Death

  1. destrukt. sagt:

    Nach Brodequin das nächste bockstarke Comeback-Album einer Brutal-Kombo. Severe Torture sprühen vor Spielfreude als wären sie nie weggewesen und mäandern in gewohnter Weise auf dem schmalen Grat zwischen Death und Brutal Death mit ihrer Mische aus Suffo, Deeds und Deicide, letztere nicht zuletzt, weil Dennis hier unfassbar nach Glen Benton klingt. Phätter Basssound, Blasts in perfekter Wohlfühl-Pace, hier und da bisschen Vader-Ufta und der Titelsong hat sogar ne leicht schwarzmetallische Note bekommen. Einfach wunderbar dieses ikonische Bandlogo, das jeden Leibchenträger schon von 2km Entfernung als ausgewiesen Connoisseur entlarvt, wieder auf ner Platte zu sehen! 8.5

    8/10
  2. ClutchNixon sagt:

    Dieses Shirt – Erlebnis hatte ich vor kurzem mit einem Unmerciful Leibchen Träger in der Fußgängerzone, der mir ob meines noch älteren Shirts eben jener Band wissend zulächelte. Ich mag solche Moment😂

    Zu Severe Torture: Solide, wobei ich ein wenig Druck im Gesang vermisse.

    6/10
  3. destrukt. sagt:

    Word! 😂🤙
    Und guter Hint… Muss direkt mal wieder die „Unmercifully Beaten“ auflegen! 👌

  4. ClutchNixon sagt:

    Und ich trage das Shirt dazu 💥😜