Seventh Wonder - Mercy Falls

Review

„Bombastischer, komplexer Heavy Metal mit viel Melodie“, das verspricht mir der Promozettel zum neuen Album „Mercy Falls“ der Schweden SEVENTH WONDER. Bombast, ja schon, viel Melodie sicherlich auch, aber den wirklich puren Heavy Metal, den finde ich nur als Element. Und das ist auch gut so, denn SEVENTH WONDER servieren ein wirklich gutes Progressive Metal Brett, das einen genaueren Hördurchlauf absolut wert ist.

„A New Beginning“ startet mit einem krachenden Autounfall, Sirenengeheul, einem Ehemann im Koma und – Jahre später – einem Besuch von Ehefrau mit Sohn. Einen Fleißpunkt verdient sich, wer jetzt ein paar Analogien zur Szenegröße AYREON enttarnt, den in der Tat hangelt sich dieses Konzeptalbum inhaltlich ähnlich wie „The Human Equation“ durch das Komastadium des Patienten, mitsamt den Gefühlswallungen der Angehörigen. Ohne die Story vorneweg zu verraten, ganz so originell wie die Umsetzung von AYREON ist sie leider nicht, und gerät deshalb auch recht schnell zum käsigen Beiwerk ohne zu große Spannungsmomente.

Bleiben wir also lieber bei der Musik. Auch hier ähnelt man sich mal Großschöpfer Lucassen an, schwingt im Keyboardsound auf einer Welle mit DREAM THEATER und Sänger Tommy Karevik erinnert mich einfach verteufelt an eine leicht Heavy Metal lastige Variante von SIEGES EVEN Sänger Arno Menses. Kurzum, der Sound von SEVENTH WONDER hat schon vom Brett aus hervorragende Anlagen, die auf dem 74 minütigen Album ausgereizt werden.

Die Interpretation des Progressive Metals von SEVENTH WONDER ist meistens recht schnell und äußerst druckvoll. Wenn nicht gerade eine Ballade auf dem Programm steht, dann legen die Riffs der Skandinavier ein zügiges Tempo vor, in Ergänzung mit eher klassisch-abgedrehten Synthie- und Keyboardsounds. Auffällig ist auch der sehr dominante Bass, der sich nicht im Hintergrund versteckt sondern fast zum gleichwertigen Element in der musikalischen Gestaltung gerät. Klar, dass auch die Stimmröhre sich klanglich nicht zurück hält, Karevik bringt hinter seine hohe Stimme mindestens soviel Druck wie Kollege Liefvendahl hinter seine Gitarrensaiten. Der gibt übrigens auch öfters komplexe Sololäufe von sich. Wer nun doch glaubt, hier wäre purer Heavy Metal am Werk, der darf beruhigt sein. Die Vielschichtigkeit eines Prog-Albums findet man auf „Mercy Falls“ definitiv wieder, das Songwriting ist nur stellenweise, bei eingängigen Refrains zum Beispiel, berechenbar. Ansonsten ist „Mercy Falls“ ein wirklicher Gewinner, „A Day Away“ ist ein ebenso wunderschöner und faszinierender Song wie das eher düstere „Paradise“.

Sich sparen hingegen hätte man sich durchaus die ein oder andere Ballade. „Tears Of A Father“ und „Tears Of A Son“ wirken irgendwo einfach doch zu aufgesetzt und simpel, als dass man sie wirklich ernst nehmen könnte. Hier stören die Ausuferungen der käsigen Story, aber ein Klick auf den „Next“ Button ist auch nicht wirklich dramatisch.

Ich bin gespannt, ob es SEVENTH WONDER mit diesem Album gelingt, auch ein größeres Publikum außerhalb der Prog-Spezialisten Gruppe anzusprechen. „Mercy Falls“ hat definitiv das Potential, eines der besten Progressive Metal Werke dieses Jahres zu werden, auch wenn noch Potential nach oben besteht. Deshalb gibts statt der gedanklichen 8.5 Punkte eine 8, lasst euch diesen Hörgenuss nicht entgehen.

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23.09.2008

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