Wenn man an die Zeiten der 90er zurückdenkt und in Erinnerung an die Nu Metal-Welle schwelgt, darf eine Band nicht fehlen SEVENDUST. Die Band aus Atlanta war faktisch aus keiner Playlist wegzudenken und zog ihren Sound konsequent durch. Mit „Kill The Flaw“ wurde es dann doch aber sehr still, bis jetzt. Denn jetzt habe ich „All I See Is War“ vor mir. Die Platte, die am 11.05.2018 bei Rise Records veröffentlicht wird, schaut mich mit relativ reduzierten Coverdesign an. Hochschlagende Flammen treffen auf einen Schattenumriss, der eine Flagge emporstreckt. Verspielt , kompliziertes Artwork war zurückblickend irgendwie noch nie die Baustelle von SEVENDUST. Lieber gradlinig und direkt. In diesem Fall schon mit fast patriotischen Zügen. Ohne Umschweife, ist das Hauptthema der Platte damit gesetzt und wirft einen harten, ernsten und teilweise zynischen Blick auf aktuelle, politische Situationen im In-und Ausland mit Zusatzoptionen: Mut machen und Hoffnung verteilen.
„All I See Is War“: Markant und präsent
SEVENDUST legen mit „Dirty“ einen Track vor, der mit massiven Gitarren sofort zündet und Witherspoon’s bluesig-rauchige Stimme absolut pusht. Sofort krallt sich die markante Stimmlage an einem fest. Gelungener Schnellstart, bevor es mit „God Bites His Tongue“ weitaus grooviger vorwärts geht. Mit Nummern wie „Not Original“ (inspiriert von der Netflixserie „Stranger Things“) und „Descent“ bewegen wir uns dann aber deutlich auf sanfterer, handzahmer Seite. Clint Lowery und John Connolly zaubern mit düster, angesetzten Gitarrenplay für Witherspoon eine breite Plattform und heben damit den Sound auf eine weitere, interessante Ebene. Über eine Länge von fast einer Stunde Spielzeit sind es immer wieder die präsenten Vocals, die alles abrunden. „Unforgiven“ punktet mit roherer Aggressivität. Die ausgespuckten, abgefeuerten Texte wirken hier angenehm unperfekt und ungehemmt. So mag man das doch und so mag man SEVENDUST.
SEVENDUST bleiben was sie sind
Die Band hat sich für „All I See Is War“ sehr viel Zeit genommen und diese darin investiert durchaus am eigenen Sound zu arbeiten, versucht diesen aber gleichzeitig beizubehalten. Mit balladenartigen Einschlägen und epischeren Refrains haben sie sicherlich ihr hauseigenes Portfolio etwas erweitert. Ein Versuch sich ins Hier und Jetzt zu transportieren. Aber SEVENDUST bleiben auch im Jahre 2018, das was sie sind und waren und das bedeutet, dass immer noch der Style der 90er an ihren Händen klebt und dies soll bitte auch so bleiben.
Die Metaller aus Atlanta sind gradlinig und direkt unterwegs und pusten uns auf eben ihre Art einen Sound um die Ohren, der sich irgendwo zwischen Groove, Nu Metal und Melodic Metal wiederfindet. Bis auf Bruchteile im Songaufbau und dramatischeren Teilsequenzen, sind sich SEVENDUST selber treu geblieben. Wer Neues oder die große bahnbrechende Veränderung sucht, gerne weitersuchen. Das ist nicht, was sich die Band bei „All I See Is War“ gedacht hat. Ich persönlich, muss nicht suchen, stelle ich nämlich für mich fest, dass die neue SEVENDUST“All I See Is War“ alles hat. Eine Mischung aus Alt und Neu. Am Ende hinterlässt die Scheibe bei mir neben vielen Erinnerungen an alte Zeiten, einfach ein gutes Gefühl. So, und nicht anders.
Fetter Sound, starker Gesang. So wie man es von Sevendust kennt. Jedoch passiert wenig Neues. Man wird das Gefühl nicht los, jede Hook oder jedes Riff schon mal irgendwo gehört zu haben. Alles klingt geradlinig und erfüllt sicherlich die Erwartungen der Harcore-Fans der Band. Aber es bleibt nichts explizit im Ohr hängen. Alles was auf diesem Album passiert, ist auf Animosity und Seasons schon vor über 15 Jahren gesagt worden.