Man kann in diesem dritten Album der sächsischen Proggies SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR so etwas wie eine Antwort auf die christlichen Predigten eines Neal Morse sehen. „The?Book“ ist ein Konzeptalbum und basiert auf einer Geschichte von Thoralf Koss, die im Glauben an eine höhere Macht keine Rettung sieht. Vielmehr führt hier der Glaube an ein „Heiliges Buch“ zu verhängnisvoller Abhängigkeit und der Passivität eines fremdbestimmten Lebens. Die Botschaft ist somit klar: Nehmt euer Leben in die eigenen Hände und befreit euch aus eigener Kraft aus einer misslichen Lage, in der ihr euch möglicherweise gerade befindet.
Hauptverantwortlich für die Vertonung ist neben Drummer Ulf Reinhardt der Keyboarder und Saxophonist Marek Arnold, der auch bei TOXIC SMILE ativ ist und seine dortigen Kollegen Robert Brenner und Larry B. als Gäste mit an Bord holte. Im direkten Vergleich mit deren Anfang des Jahres veröffentlichtem „I’m Your Saviour“-Albums ist „The?Book“ etwas softer ausgefallen und wirkt auch etwas verspielter. Dies hat den unschönen Nebeneffekt, dass der Sannungsbogen gelegentlich arg durchhängt und sich die Band teilweise in Belanglosigkeiten verliert.
Glücklicherweise findet sich aber dank des konzeptuellen roten Fadens immer ein Ausweg und auf langatmige Parts folgen mit schöner Regelmäßigkeit echte Höhepunkte. Die Stimmung der jeweiligen Story-Teile wird musikalisch gut eingefangen, auch wenn der Härtegrad insbesondere beim textlich reichlich finsteren „The Deadly Crucifixion“ in meinen Augen zwingend höher hätte ausfallen müssen. So findet man hier mehr TRANSATLANTIC als DREAM THEATER im Klangbild wieder, allerdings auch mehr AYREON als PINK FLOYD. Spannend sind die als seltene Auflockerung eingestreuten Growl-Passagen („The Crying Child“) und der weibliche Gesang von Anne Trautmann. Insgesamt wünscht man sich aber immer wieder ein etwas strafferes, kompakteres und kraftvolleres Vorgehen der Band.
Eigentlich würde sich die Story von „The?Book“ hervorragend für eine Umsetzung als Kurzfilm eignen, für den Moment muss jedoch die Vertonung von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR reichen. Diese versehen die Thematik mit facettenreichem, wenn auch nicht perfekten Prog-Rock und dürften auch Pate dafür gestanden haben, dass es nach sechs in die Irre führenden, mit christlichen Symboliken versehenen Türen ausgerechnet eine unscheinbare Pforte in der Farbe der Hoffnung ist, die den Protagonisten Samuel zurück auf die paradiesische Waldlichtung am Flussufer führt, die der Ausgangspunkt seiner merkwürdigen Reise war. Und natürlich auch zurück in die Arme seiner Geliebten, der er sich nach Verlust seines Heiligen Buches endlich mit beiden Händen widmen kann, während sie vor einem aufkommenden Gewitter Zuflucht unter dem Blätterdach eines großen Baumes finden. Eine etwaige Fortsetzung sei an dieser Stelle jedoch der Fantasie des Lesers/Hörers überlassen…
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