Seven Steps To The Green Door - Fetish

Review

Stillstand kann man den Sachsen-Proggern SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR wirklich nicht vorwerfen. Wo der Vorgänger „The?Book“ noch eine ziemlich persönliche Geschichte erzählte, befasst sich „Fetish“ thematisch auf wesentlich distanziertere Weise mit Irrungen und Wirrungen des menschlichen Geistes in der modernen Lebenswelt. So ganz einleuchtend erscheint mir das Konzept, das Texte, Artwork und Titel miteinander verbinden soll, zwar nicht, jedoch können die auf das kurze „Possible Delayed“-Intro folgenden acht überlangen Stücke mit Spielzeiten jenseits der Sieben-Minuten-Marke durchaus für sich selbst sprechen.

Zugegeben, man muss sich dieses Album ein gutes Stück weit erarbeiten, doch das stellt für Prog-Fans natürlich kein Hindernis dar. Beim ersten Hördurchgang offenbaren die komplexen Songstrukturen nur einen kleinen Teil jener Magie, die SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR auf „Fetish“ erwecken. Dadurch fallen auch die Schwächen des hier aus einer fünfköpfigen Kernmannschaft und zahlreichen Gastmusikern bestehenden Prog-Kollektivs beim Erstkontakt natürlich umso stärker ins Gewicht. Die Truppe neigt nämlich immer wieder dazu, sich in erfreulich unfrickeligen Instrumentalexzessen zu verlieren. Die Songs mäandern mal hierhin, mal dorthin und lassen dabei zu oft die ordnende Hand vermissen, die sie letztlich dann doch wieder zurück auf Kurs bringt.

Der plakativ betitelte Opener „PORN!“ wird im Mittelteil von einem Saxophon-Solo in jazzige Gefilde geführt, bevor er seinem von stetiger Temposteigerung und orgasmischen Stöhngeräuschen begleiteten Ende entgegenstrebt. Leider verpassen SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR dabei die perfekte Gelegenheit, mit einem richtigen Instrumentalgewitter für einen echten Höhepunkt zu sorgen und entscheiden sich stattdessen unverständlicherweise für einen Fade-Out. So setzen die hypnotischen QUEEN-Gedächtnis-Chöre im folgenden „Still Searching“ das erste große Ausrufezeichen auf „Fetish“ und lassen die schon merklich abgekühlte Erwartungshaltung wieder hell auflodern.

Dass sich immer dann, wenn man die Songs gerade auf dem Weg in eine musikalische Sackgasse wähnt, plötzlich eine neue Türe öffnet und die Band ihrer Musik eine unerwartete Wendung zu geben vermag, ist die große Stärke von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR und kann gar nicht genug gelobt werden. Die Musiker entscheiden sich absichtlich nie für den leichtesten Weg, sondern fordern sich und den Zuhörer immer wieder aufs Neue heraus. Die Unterstützung von gleich acht Gastsängern (unter anderem auch SUBSIGNALs Arno Menses) wäre dabei vermutlich gar nicht nötig gewesen, eine Bereicherung stellt die Vielzahl von Gesangsstimmen dennoch dar. Insgesamt ist „Fetish“ damit ein spannendes Prog-Rock-Album, das dazu einlädt, sich länger mit den Arrangements und vielschichtigen Strukturen der Songs auseinanderzusetzen.

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07.11.2015

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