Die Briten SEVEN SISTERS legen im Galopp nach: Auf das selbstbetitelte Debüt folgt nun „The Cauldron And The Cross“ und zwar amtlich. Los geht es bei „The Premonition“ gleich mit einem doppelten Gitarrensolo, an der Leine gehalten wird hier niemand – etwa aus Rücksicht auf ein potenziell gesetzteres Publikum. Und das läge nicht einmal fern, sind die SEVEN SISTERS doch weiterhin eine jener Jungspund-Banden, die sich konsequent einer Musikrichtung hingeben, die ihren Höhepunkt hatte, als ihre Eltern vermutlich noch lange nicht allein aufs Konzert durften: der mighty NWOBHM.
Die SEVEN SISTERS spielen Heavy Metal ohne Zweifel
Während dieser klassische Heavy Metal für Nachgeborene, die Anfang der Achtziger nicht dabei gewesen sind, ab der zweiten bis dritten Reihe der Originalbands oftmals allerdings gar nicht mehr so mächtig erscheint, kann der Stoff auf „The Caulron And The Cross“ so einiges.
Denn die SEVEN SISTERS vereinen die hochmelodische Gitarren-Attacke, passagenweise fast manisch durchwütet, mit einer andererseits eher hymnisch-melancholischen Herangehensweise.
Hungrige IRON MAIDEN treffen, wenn man so will, auf den gern mal entschleunigten Sound diverser NWOBHM-Bands, die High Roller immer wieder ausgraben und deren Namen sich eh niemand merken kann.
Ihre Songs sprengen gern das Fünf-Minuten-Format und auf dem Hang zur ganz großen Geste surfen die Herren absolut reuelos. Allerdings auch absolut souverän, denn bei allem Pathos und der, nun ja, einschlägigen Bildlichkeit wirkt ihr Schaffen zu keinem Moment aufgesetzt, schematisch erstarrt oder posend peinlich, sondern immer authentisch begeistert und damit rückhaltlos begeisternd.
„The Cauldron And The Cross“ entführt charmant ins Dreamland
Anders: Bei SEVEN SISTERS müssen sich auch geerdete Zeitgenossen nicht wirklich dafür schämen, hymnenbedingt auf einmal im Sattel Richtung Dreamland zu sitzen, verwegen edle Gedanken hegend und mit nichts als blankem Stahl und der eigenen Rechtschaffenheit bewaffnet.
Ein Highlight ist zum Beispiel „Blood And Fire“, das charmant „Doctor Doctor“ Richtung UFO und Michael Schenker zu rufen scheint, bevor es sich zur Open-Arms-Hymne aufschwingt. Und der getragene „Oathbreaker“ mit dem Ohrwurm-Refrain um irgendeine wichtige Prophecy. Und nicht zuletzt der zweiteilige und insgesamt gut viertelstündige Titelsong, der gern episch genannt werden darf. Da sind andere schon deutlicher mit dem per se vermessenen Anliegen gescheitert, sich einem MAIDEN-Longtrack zu nähern, ohne sich lächerlich zu machen.
So denn. „The Cauldron And The Cross“ ist, um damit zu schließen, auch in seiner Gesamtheit ein Highlight, ein tolles Album einer tollen Band, die musikalisch stockkonservativ auftritt und nichtsdestoweniger tatsächlich etwas Eigenes hat.
Cool!