Seven Impale - City Of The Sun

Review

Sollte es hier Leser geben, die meine hiesigen Progressive-Rock-Rezensionen tatsächlich etwas regelmäßiger verfolgen, muss ich hier (neben einem herzlichen Danke) erst einmal ein großes Sorry loswerden. Dass ich in fast keiner Review ohne die Erwähnung KING CRIMSONs auskomme, mag manchem vielleicht zu Fanboy-lastig erscheinen, aber mal unter uns Semi-Experten: Welche Band hat alle Facetten dieses Genres jemals so umfangreich in ihrer Diskografie abgearbeitet, wie Robert Fripp und Kumpanei?

2010 war es, als sich das junge norwegische Sextett SEVEN IMPALE zusammenschloss, um besagtem Genre nicht einfach zu huldigen, sondern um es zugleich mit zeitgemäß-progressiver Musik zu verflechten. Mit ihrem nun erscheinenden Debütalbum „City Of The Sun“ erwartet den Hörer ein äußerst solides Fusion-Album, das Ambitionen hegt, die Grenze zwischen 70er-Jazzrock und modernem Prog-Metal aufzubrechen. Dabei kann man weder von Analog-Zwang noch von steriler Überproduktion sprechen: Saxofon und eine gelegentliche Orgel dominieren das Klangbild, duellieren sich aber mit mächtig fettem Gitarrensound, den die Band selber mit TOOL oder MESHUGGAH zu vergleichen sucht (durchatmen, Freunde, Achtsaiter sind hier keine am Werk). Obligatorisch muss natürlich erwähnt werden, dass KING CRIMSON mit solchen Klängen bereits auf dem 2003er „The Power To Believe“ experimentierten, diese vertrackten Druckparts leider aber nur vereinzelten Songs aufdrückten. Wer wie ich also schon immer auf ähnliches Material im Stil von „Level Five“ gewartet hat, sollte hier dringend zugreifen.

Zurück zu SEVEN IMPALE: Vom angesprochenen Saxofon mal abgesehen, lassen sich die restlichen Instrumente der klassischen Rockbesetzung gerade noch so viel Raum, wie es bei einer so extravaganten Spielweise irgendwie der Fall sein kann. Gerade der Gesang hält sich mit zwei bis drei Einsätzen pro durchschnittlich neunminütigem Song vornehm zurück. Schade eigentlich, assoziiere ich da doch irgendwie einen etwas farbloseren Chris Cornell. Wie auch immer, zumindest verhindert Sänger Stian Økland ein Überhandnehmen der Wall Of Sound, die die Musiker doch so bestechend gut beherrschen. Natürlich macht derartig tightes Zusammenspiel mit 13/8-Rhythmen bzw. sowieso alle vier Durchläufe wechselnden Taktarten auch ordentlich Spaß. Bleibt die Frage, ob es sich hier um Studiozauberei handelt oder ob die das live etwa auch so gut können. Ich tippe auf letzteres.

Wenn das finale „God Left Us For A Black Dressed Woman“ die Scheibe dann auch noch in einem im Prog-Rock selten gehörten atmosphärischem Sog münden lässt und das auch noch ohne höllischen Gitarrendelay, sondern wie gewohnt mit Saxofon, Orgel und ein wenig Xylophon, hat das Teil natürlich endgültig bei mir gewonnen. Dass sich der Form halber noch mal kurz die Downtuning-Walze anschließt, versteht sich von selbst.

09.09.2014
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