Seth - La France Des Maudits
Review
SETH führen uns durch das Frankreich der Verfluchten. Auf „La France Des Maudits“ widmet sich die Black-Metal-Band aus Bordeaux dem Geist der Revolution, der noch immer durch die Straßen von Paris spukt. Als moderne Marats und Robespierres in Leder und Nieten gedenken sie einer Zeit, in der das Land von gesellschaftlichem Umschwung geprägt war, während der Klang der Guillotine zur Tagesordnung gehörte und das Blut Adliger wie Bürgerlicher literweise durch die Straßen der Hauptstadt floss. Passend dazu wird das Album am französischen Nationalfeiertag veröffentlicht, der an den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 erinnert.
SETH wandeln auf den Spuren der Verdammten
Ausgesprochen revolutionär mag es bei SETH auf musikalischer Seite nicht zugehen, dafür aber durchaus wieder sehr stimmungsvoll und geschmackssicher. Die Stärke der Franzosen liegt dabei seit jeher mehr auf der atmosphärischen denn auf der grobschlächtigen Seite, was der Opener „Paris Des Maléfices“ mit schaurigen Chorälen, so melancholischen wie einnehmenden Melodiebögen und prägnanten aber nicht übermäßig dominanten Keyboards eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Besonders letzteres kann man SETH gar nicht hoch genug anrechnen, denn statt ihre Stücke unter ausuferndem Bombast zu begraben, setzten die Revoluzzer lieber gezielt Akzente, während die Keyboards ansonsten eine Symbiose mit den melodischen Gitarren eingehen. Die Chöre beim treibenden „Et Que Vive Le Diable!“ etwa jagen wohlige Schauer über den Rücken, grade weil sie nicht omnipräsent sind, sondern vielmehr als markanter Farbtupfer dienen.
Richtig aufs Gas drücken SETH dabei abseits einiger obligatorischer Blast-Passagen eher selten. Man hält sich meist vornehm im majestätischen Midtempo und es ist besonders die intensive, antreibende Performance von Frontmann Saint Vincent bei Stücken wie „La Destruction Des Reliques“ oder dem abschließenden „Le Vin Du Condamné“, die den revolutionären Spirit befeuert. Der Hang der Franzosen zu epischen Kompositionen voll mitreißender Dramaturgie tut sein Übriges, um das Gesamtbild abzurunden. Die moderate Orchestrierung verleiht den Stücken zudem einen dezenten barocken Touch, der von im Verfall begriffenen Prunk und bröckelnden Denkmälern zeugt.
Anstachelnde Verse im französischen Alexandriner
Apropos barocker Touch: Laut Waschzettel haben SETH die Texte auf „La France Des Maudits“ wie auch schon beim Vorgänger im französischen Alexandriner verfasst. Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass es weder um meine Sprachkenntnisse noch um mein Wissen über das Versmaß des 17. und 18. Jahrhunderts besonders gut bestellt ist. Mein Mittelstufenfranzösisch reicht grade so, um nach dem Weg zum Eiffelturm zu fragen und kam in der Schule die Rede auf den Jambus, hab‘ ich sowieso immer sofort galoppierenden Trochäus gekriegt. Daher will ich dem Promoschreiben hier einfach mal unbesehen Glauben schenken.
Auch ohne das zweifelsohne gut durchdachte lyrische Gerüst von „La France Des Maudits“ vollends auskosten zu können, ergibt sich allerdings ein überaus stimmiges Album, von dem man sich getrost für ein paar Stunden in die finsteren Gassen des vom Umsturz gezeichneten Paris entführen lassen kann. Verfechter klirrender skandinavischer Kälte oder der grob geschwungenen Axt sind hier allerdings an der falschen Adresse; der Geist der Rebellion geht bei SETH mit düsterer Romantik und einem gewissen schaurigen Wohlklang einher.
Seth - La France Des Maudits
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Melodic Black Metal, Symphonic Black Metal |
Anzahl Songs | 9 |
Spieldauer | 46:22 |
Release | 14.07.2024 |
Label | Season Of Mist |
Trackliste | 1. Paris des Maléfices 2. Et Que Vive le Diable ! 3. La Destruction des Reliques 4. Dans le Cœur un Poignard 5. Marianne 6. Ivre du Sang des Saints 7. Insurrection 8. Le Vin du Condamné 9. Initials B.B. (Bonus Track) |