Seth.ECT - Godspeak

Review

Ich mach’s kurz: SETH.ECT könnten theoretisch mit jedem EBM-Act aus der oberen Liga mithalten. Praktisch brettert zu den Synths allerdings die volle Metalbreitseite entgegen. Hinzu kommt die nicht zu verachtende Tatsache, dass die Band mit ihrer Industrial-Spielart und auch ihrer Qualität ziemlich alleine in ihrem Heimatland Türkei dastehen dürfte. Man stelle sich vor, TRISTWOOD treten gewaltig auf die Bremse, ins Boot steigen FRONTLINE ASSEMBLY und das Ganze klingt dann entfernt noch ein wenig wie die längst vergessenen I.C.I.

Melodische und gleichzeitig hammerharte Riffs treffen in Synth- und Gitarrenform aufeinander, elektronische Beats stampfen unisono mit ihrem fleischgewordenen Gegenstück, und hinter allem steckt das Ziel, dieses Brachialität mit dem kulturellen Hintergrund der Musiker zu verbinden. Man hört es gleich im ersten Kracher „ECT“, wenn das atmosphärische Zwischenspiel mit Perkussion einsetzt, ebenso bei „Orison“ sowie „Call Of The Ancients“. Dezent und bisweilen subtil sind ihre Spuren versteckt, werden aber meistens in den wirklich hörenswerten Songs von der schieren Gewalt der Industrialklangkulisse erdrückt.

Das ist auch nicht weiter schlimm, denn mit oder ohne orientalische Akzente: SETH.ECT liefern hier eine überzeugende Leistung ab, die mehr als labelreif ist. Die Band hat jedoch anders entschieden und wird ihr neues Album völlig kostenfrei auf ihrer Homepage zugänglich machen. Als Anspieltipp sollte der überragende Song „B.L.A.S.T.“ genug Überzeugungsarbeit leisten. SETH.ECT klingen einerseits sehr vertraut und erfinden hier nichts Neues, können sich aber sehr schnell mit der Gewissheit, trotzdem etwas Besonderes zu sein, im Ohr des Hörers festbohren. Das liegt daran, dass es nicht nur in der Türkei kaum eine Band in diesem Sektor gibt, die so vielversprechend klingt wie „Godspeak“.

06.02.2011
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