Serum 114 - Im Zeichen Der Zeit

Review

SERUM 114 sind im breiten Gewässer der deutschsprachigen Rockbands längst keine Unbekannten mehr. In den letzten Jahren traten sie bei den namhaften Festivals der Republik auf, wechselten von Rookies & Kings zu Napalm Records und veröffentlichten spätestens alle zwei Jahre ein neues Album. Dieses Mal haben sich die Jungs aus Frankfurt vier Jahre Zeit gelassen, den Nachfolger von „Die Nacht mein Freund“ einzuspielen. Alles neu bei Album Nummer sechs?

„Im Zeichen der Zeit“ steht im Zeichen des Alternative Rocks

Mit dem Opener „Abgefucktes Leben“ geben SERUM 114 die Marschrichtung für ihren Stil auf dem Album vor, den sie bereits mit „Die Nacht mein Freund“ etwas weg vom konventionellen Punk Rock und Deutschrock bewegt haben. „Im Zeichen der Zeit“ fühlt sich in Gegenwart der neueren DONOTS oder auch den TOTEN HOSEN mit seiner Indie-Schlagseite deutlich mehr zuhause, weniger bei den ehemaligen Labelkollegen UNANTASTBAR oder BRDIGUNG verortet. Das ganze lässt sich auch durch das Besingen einer „Punk Rock Show“ nicht verleugnen.

Erst später im Verlauf des Albums kommt mit Liedern wie „Ein Teil“ oder „Zeichen“ die Punk-Rock-Attitüde durch, aber auch ruhige Töne können die Musiker gekonnt anschlagen. Textlich bewegen sich die Jungs in den für das Genre typischen Themen der Gesellschaftskritik, lebensnahen Geschichten und dem Verarbeiten verschiedener Erfahrungen.

Sind SERUM 114 von der Zeit gezeichnet?

Wenn man sich die Songs von „Im Zeichen der Zeit“ anhört, ist die offensichtlichste Inspirationsquelle immer noch die Altpunk-Institution aus Düsseldorf. Ein Song wie „Jeden Tag, Jede Nacht“ würde sich auch gut auf einem Album von der Band rund um Campino machen. SERUM 114 aber nur auf den HOSEN-Vergleich zu reduzieren, wäre ein Fehler.

Insgesamt klingen die Songs auf „Im Zeichen der Zeit“ ausgereift und nach einer Band, die nach der stilistischen Neuausrichtung vor ein paar Jahren eben diesen mit „Die Nacht mein Freund“ gefunden hat und nun mit „Im Zeichen der Zeit“ weiter verfeinert. Klar, diese Ungezügeltheit, die Alben wie „Deine Stimme / Dein Gesicht“ auszeichnete, ist im Laufe der Zeit verschwunden, aber an deren Stelle ist eine gereifte Band getreten, die professionell und mit einem Haufen Spielfreude auftritt.

Die Zeit von SERUM 114 ist noch nicht abgelaufen

„Esche“ und seine Mitstreiter haben mit „Im Zeichen der Zeit“ ein Album geschaffen, mit welchem sie sicherlich Fans der ersten Stunde zufriedenstellen, aber auch neue Fans dazu gewinnen werden. Wem „Lauter Als Bomben“ von den DONOTS gefallen hat, der wird auch diesem Album viel abgewinnen können.

10.10.2020

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

Exit mobile version