Serpents Kiss - Vampires Eve

Review

Die unscheinbarsten Dinge bergen manchmal die größten Überraschungen. So wandern kürzlich zwei unauffällige selbstgebrannte CDR in einer Doppel-Hülle auf meinen Tisch. Handgeschrieben ist darauf zu lesen „Vampires Eve – Chapter I“ und „Vampires Eve – Chapter II“ von einer Band namens SERPENTS KISS. Oje! Vampire! Schlangenkuss! Was soll das denn geben?

Also, rein in den Player und los. Augen zu und durch. Interessanterweise klingt das, was ich dann höre, gar nicht so verkehrt. Zuerst gibt es einen Hörbuch-artigen Anriss, der uns kurz in die vertonte Geschichte einführt. Und auch das Songmaterial ist wesentlich besser, als ich es erwartet hatte. SERPENTS KISS wandern hier ganz eindeutig auf Rock-Oper-Pfaden im Stile der AYREON-Produkte, AVANTASIAs Metal-Opera-Scheiben oder MISSA MERCURIA. Damit meine ich vor allen Dingen die musikalische Aufmachung des Werks. Ansonsten ist es weniger „metallisch“ als beispielsweise AVANTASIA.

Wenn man „Vampires Eve“ in eine Sparte einordnen will, trifft es Melodic Rock am ehesten. Es wird aber von soften Rock-Balladen bis hin zu Melodic Metal alles angeschnitten. Dabei gibt es reichlich symphonische Untermalungen, sodass mir hin und wieder Vergleiche zu ähnlich gearteten QUEEN-Stücken in den Sinn kommen. Zwischen den einzelnen Songs gibt es immer wieder die sehr klaren Erzählpassagen, die uns auf den textlichen Inhalt des nachfolgenden Songs einleiten.
Lyrisch wird in dieser Rock-Oper die umfangreiche Geschichte des Kampfes eines Halb-Engels gegen Energie-Vampire erzählt, und über seine qualvolle Liebe zu einer Frau, die halb Vampir und halb Engel ist. Die ganze Story kann man auf der Website der Band herunterladen, deswegen gehe ich darauf nicht intensiver ein. Ein bisschen scheint dieser Epos von einigen Filmen des Genres beeinflusst, wie z.b. von Lifeforce, der Blade-Trilogie und den Underworld-Streifen.

Musikalisch klingt für mich alles sehr stimmig. Die Leute verstehen ihre Arbeit und beherrschen die Instrumente. Man merkt, dass hier keine Anfänger am Werk sind. Die Rhythmusarbeit ist bodenständig, die Melodien gut ausgearbeitet und die Gitarrenparts – ob dynamisch oder melodisch – sehr virtuos. Nichts ist überfrachtet oder zu kitschig. Die klaren männlichen Vocals finde ich ebenfalls ausgesprochen gut.
Es gibt aber auch leichte Mäkel. Da ist einerseits der weibliche Gesang, der mir nicht ausdrucksvoll genug erscheint und auch bisschen zu krampfhaft auf Engelsstimme getrimmt ist. Außerdem fehlt es dem Opus auf Dauer ein bisschen an Abwechslung. Da klingen doch einige Stücke zu gleich, bzw. sind ähnlich strukturiert. Die hohe Songanzahl trägt zu diesem Problem bei. Vielleicht wäre hier etwas weniger mehr gewesen.

Auch die Promotion ist nicht unbedingt gelungen. Man versucht doch, sein Produkt so gut wie möglich anzubieten. Wenn dann selbstgebrannte CDs auf den Tisch des Redakteurs flattern, macht das nicht den professionellsten Eindruck, insbesondere, wenn das Endprodukt ja schon in den Startlöchern steht.

Nichtsdestotrotz legen SERPENTS KISS ein beachtliches Debut ab. Die Leute trauen sich was. Es kommen nicht viele auf die Idee, als Erstlingswerk eine fast zweieinhalb Stunden umfassende Rock-Oper zu komponieren. Wer ein Faible für solchen Stoff hat, sollte unbedingt reinhören.

03.02.2008
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