Serotonin Syndrome - Seed Of Mankind

Review

Bitte wer? Noch nie von SEROTONIN SYNDROME gehört? Einerseits schon komisch, immerhin gibt es die Finnen schon seit 10 Jahren und immerhin zwei Alben wurden auch bereits veröffentlicht. Bislang allerdings komplett in Eigenregie, was erklären könnte, warum sich die Bekanntheit der Band aus Rovaniemi zumindest außerhalb ihres Heimatlandes bislang in Grenzen hält. Auch der dritte Longplayer „Seed Of Mankind“ wurde wieder selbst veröffentlicht, die Ästhetik des Artworks lässt dabei aber entweder Black Metal oder Industrial vermuten. Beides ist aber falsch, der Fünfer wird überraschenderweise eher in Richtung Post-Rock/Metal verortet.

SEROTONIN SYNDROME – Von angeschwärztem Doom zum Post-Rock

Der Opener „Among Others“ dröhnt dabei zunächst wuchtig aus den Boxen, tatsächlich eher zwischen Doom und Black Metal angesiedelt und so doch deutlich passender zum düsteren Cover. Vermutlich möchten SEROTONIN SYNDROME damit erst einmal die Brücke zu ihren beiden Frühwerken schlagen, orientierte man sich auf „I“ und „Sarajas“ noch eher an (sehr frühen) KATATONIA oder (ebenfalls frühen) PARADISE LOST. Kurz nach dem sumpfigen Intro wird aber erst einmal das Gaspedal durchgetreten und Fronter Asko Nousiainen fügt dem Sound mit seinem eher modernen Gefauche eine ordentliche Spur Aggressivität hinzu.

Wo soll denn hier der Post-Rock sein? Gemach, gemach. Ab etwa der Hälfte der über achtminütigen Spielzeit werden Tempo und Härte eher abrupt massiv gedrosselt und verträumte Clean-Gitarren übernehmen das Ruder bis zum anschließenden hoch melodischen Solo. Das nachfolgende „The Pitiful One“ fällt dann bereits in seiner Gesamtheit deutlich melodischer aus und pendelt zwischen Post-Rock und fuzzig-sludgigem Doom, bevor zum Ende noch einmal schwarzmetallische Raserei hinzukommt.

Die Saitenfraktion, hier ganz besonders Leadgitarrist Timo Lurkkiniemi, macht praktisch durchgehend eine gute Figur, insbesondere die verträumten Momente und heulenden Soli können überzeugen, wobei der Grad an Melodiösität im Laufe der Platte immer weiter zunimmt. Doch Moment, was ist denn dann mit den aggressiven Vocals? Passen diese sich der Stimmung an? Leider nein. Asko Nousiainen brüllt in immer gleicher Weise mit dem Fingerspitzengefühl eines Elefanten im Porzellanladen alles platt, egal was die Gitarren gerade vorgeben.

Klar, hier soll Verzweiflung und Frustration Ausdruck verliehen werden, aber zumindest minimale Variation und vor allem eine Anpassung an die Stimmung des Songs wären doch wünschenswert. So wirken die Vocals wie Fremdkörper, hastig über die Soundwand der Instrumentenfraktion drüber gebügelt. Es wundert daher auch nicht, dass das abschließende Instrumental „The End“ den stärksten Song auf „Seed Of Mankind“ darstellt. Auch die Lyrics wirken im Übrigen nicht unbedingt stimmig, ergehen sie sich doch schon mal in wildem Gefluche („The Pitiful One“) und wenn Nousiainen in „Dot Marks The Spot“ immer wieder wie am Spieß brüllt, dass der Punkt die Stelle markiert, entbehrt das nicht einer gewissen unfreiwilligen Situationskomik.

Nicht aus einem Guss – „Seed Of Mankind“

Die Instrumentalfraktion, vermutlich insbesondere die Gitarristen, vollziehen auf dem dritten Album von SEROTONIN SYNDROME einen Wandel, weg von einer Mischung aus Doom und Black Metal hin zu Post-Rockigen Gefilden. Leider vollzieht der Rest der Band, ganz besondere das Shouting, diesen Wandel nicht mit und die Mischung, die dabei herauskommt will einfach nicht wie aus einem Guss wirken. Man könnte fast glauben, Asko Nousiainen hätte irgendwo stoisch seine Wut ins Mikro geschrien, ohne die Songs zu kennen. Leider strapaziert das bereits sehr früh die Nerven des geneigten Hörers.

Während insbesondere die melodischen Gitarren-Parts durchaus ein paar Highlights parat halten, knarzt die Rhythmusfraktion manchmal ein wenig zu sehr aus den Boxen, die Drums sind dabei außerdem knochentrocken abgemischt. Wirkliche Hits oder packende Songs sucht man ebenfalls vergebens, das könnte aber immerhin wohlwollend dem Genre angekreidet werden. Wer Gefallen an den sehr gewöhnungsbedürftigen Vocals findet, darf gerne ein Ohr riskieren, letztlich ist „Seed Of Mankind“ aber ein maximal durchschnittliches Genre-Release geworden.

29.01.2023

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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