Serj Tankian - Elect The Dead Symphony

Review

Zusammen mit seinen Kollegen von SYSTEM OF A DOWN hat der Mann Rock-Geschichte geschrieben, mit „Elect The Dead“ meldete er sich anno 2007 nach der eingeschobenen, sogenannten „kreativen“ Pause der Systemler mit einer hervorragenden Solo-Platte zurück. Seitdem ist es um den armenischen US-Amerikaner SERJ TANKIAN relativ ruhig geworden. Seine ehemaligen Bandkollegen Daron Malakian und John Dolmayan produzierten derweil unter dem Banner SCARS ON BROADWAY ein eigenes Album, das Projekt hat sich aber mittlerweile auch schon wieder aufgelöst. Da von einer SYSTEM OF A DOWN-Reunion scheinbar noch immer nicht zu reden ist, hat sich SERJ TANKIAN also wieder einmal aufgemacht, um seine eigene Karriere weiter voranzutreiben. Auf einen Nachfolger zu „Elect The Dead“ müssen die Fanscharen aber noch warten, veröffentlicht der gute Herr TANKIAN doch zuerst einen Konzertmitschnitt eines seiner Konzerte auf Konserve.

Hierbei handelt es sich aber keineswegs um einen normalen Gig. Mit „Elect The Dead Symphony“ hat sich TANKIAN nämlich einen lang gehegten Lebenstraum erfüllt. Zusammen mit dem Auckland Philharmonica Orchestra hat er ebendort den Großteil der Songs von „Elect The Dead“ in ein symphonisches und orchestrales Gewand gepackt. Von den Singles „Sky Is Over“ und „Empty Walls“ bis hin zu unveröffentlichten Tracks („Gate 21“, „The Charade“) bietet TANKIAN ein 14 Titel umfassendes Programm, das gänzlich ohne elektrisch verstärkte Gitarren auskommt. Mit Akustikgitarre und einem vielköpfigen Orchester, das Streicher, Bläser und Trommler zur Gänze abdeckt, präsentiert er ein etwas anderes Konzerterlebnis, das ein wenig braucht, bis es seine volle Stärke entfalten kann.

Einerseits fehlt natürlich das exaltierte Verhalten des Fronters, erscheint dieser doch in einen blütenweißen Anzug gehüllt auf der Bühne. Andererseits streicht die minimalistisch gehaltene Orchestrierung (von Bombast à la KISS oder WITHIN TEMPTATION ist hier nicht zu sprechen) die starken Songwritingfähigkeiten des gesellschaftskritischen Sängers vollständig heraus. Titel, wie das geniale „Baby“ oder „Sky Is Over“ entwickeln eine nicht vorhersehbare Dramatik, die man den Songs in dieser Form niemals zugetraut hätte. Bei anderen Songs (beispielsweise „Money“) gelingt die orchestrale Umsetzung dann wieder nicht so überzeugend. Obwohl TANKIAN bei diesem Song die Qualität seiner stimmlichen Fähigkeiten beweisen kann, kann der Titel seinen eigentlichen Charme mithilfe diverser Streicherorgien nicht wirklich ausleben.

Wie man sieht, ist „Elect The Dead Symphony“ natürlich nur eine lohnende Anschaffung für Leute, die das Album schon mochten. Wer sich aber auf eine etwas andere musikalische Reise begeben will, ist mit dieser Scheibe sicherlich gut gelegen, denn SERJ TANKIAN liefert ein gewöhnungsbedürftiges, aber durchaus hörenswertes Musikerlebnis in Form eines symphonischen Konzerts ab. Der Witz an der Sache ist vor allem, dass die beiliegende DVD, die den gesamten Auftritt auch visuell zeigt, das eigentliche Highlight darstellt, denn TANKIAN auf der Bühne zu sehen, wie er seine eigenen Songs intoniert, weiß viel mehr zu gefallen, als das Ganze nur auf Konserve aus der Anlage zu hören. Wer also SERJ TANKIANs Orchesterausflüge wirklich genießen will, der kommt um die Anschaffung des CD+DVD-Pakets nur schwerlich herum. Aber glaubt mir, es lohnt sich definitiv, auch wenn das Ganze nicht zu hundert Prozent gelungen ist…

23.03.2010
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