Seremonia - Kristalliarkki [Vinyl LP]
Sven Lattemann
„Kristalliarkki“ heißt das dritte Album der finnischen Formation SEREMONIA – und der Drittling reiht sich nahtlos in die bisherige Diskographie der fünf Finnen ein. SEREMONIA zocken direkt und ohne große Kinkerlitzchen drauflos: Der psychedelische Rock des Quintetts ist dabei durchsetzt mit Einflüssen des Proto-Metal, des Krautrock und einem ordentlichen Schlag okkultem Rock.
Leider muss man, insbesondere im Rückblick auf die beiden Vorgängeralben, feststellen: „Kristalliarkki“ ist eine durchwachsene Angelegenheit geworden. Neben starken Titeln, wie dem schwer groovenden „Musta Liekki“, dem krautigen „Vapauden Polku“ oder dem JETHRO TULL-igen „Jokainen Askel“, überzeugt SEREMONIA, wie gehabt, mit einer warmen und angenehmen Atmosphäre auf „Kristalliarkki“. Dies ist zum überwiegenden Teil der erdigen Produktion geschuldet, die das Eintauchen in die psychedelischen Abgründe des Rock’n’Roll massiv unterstützt. Zudem gebührt dem variablen und intensiven Rhythmusspiel aus Schlagzeug und Bass ein Sonderlob: Das Duo treibt die Titel stets so intensiv und fesselnd voran, dass es eine wahre Freude ist. Die Schwächen von „Kristalliarkki“ finden sich in Titeln wie „Tee Mitä Tahdot“, das nicht verfangen will, oder dem wirren „Kuolema Voittaa“, die jeweils nur knapp die Zwei-Minuten-Marke überschreiten. Das kann, auf die Gesamtspielzeit von knappen 45 Minuten gerechnet, noch bequem überhört werden, etwas anderes ist dies jedoch beim phasenweise zähen Track „Kristalliarkki I“. Dieses Mammutstück will nicht so recht zum Punkt kommen: Mit fast fünfzehn Minuten eigentlich das Herzstück des Gesamtwerks, geht die Spannung in einer spacig-proggigen Jam-Session irgendwo zwischen Jazz- und Orgel-Spielereien weitestgehend verloren – schade, denn mit einem richtigen Knaller zum Abschluss des Albums hätten SEREMONIA abermals in höhere Wertungsregionen vorstoßen können.
„Kristalliarkki“ von SEREMONIA ist damit nicht mehr als ein solides Werk geworden, das in der obersten Liga des Genres nicht ganz mitspielen kann – für Anhänger des okkulten, düsteren Rock aber einen Hördurchgang wert sein könnte.
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