Sepultura - Quadra

Review

Während die beinharte Fraktion, die eine Reunion von SEPULTURA mit den Cavalera-Brüdern herbeisehnt, vermutlich immer kleiner wird, gibt es nicht wenige Fans der Brasilianer, die sich wenigstens ein durchgehend starkes Album wünschen, wenn es schon kein neues „Arise“ oder „Beneath The Remains“ geben wird – schließlich liegen diese Alben auch schon knapp drei Jahrzehnte zurück. „Quadra“, seines Zeichens Album Nummer fünfzehn, wird es also mal wieder nicht jedem recht machen können. Aber immerhin kann es einiges richtig machen, und dafür waren die letzten beiden Alben „The Mediator Between Head And Hands Must Be The Heart“ und „Machine Messiah“ schon eine gute Vorlage.

SEPULTURA können es nicht allen recht machen

Selbstverständlich ist „Quadra“ kein Abklatsch von vor dreißig Jahren geworden; dafür bürgte nicht zuletzt Fronthüne Derrick Green, der neulich in einem Interview darauf hinwies, dass sich die Band weiterentwickelt hat (worauf sich die Ehefrau seines Vorgängers zu Wort meldete und ihm einige Verbalinjurien mit auf den Weg gab). Allerdings ist die Band auch weit davon entfernt, gänzlich neue Wege zu beschreiten.

Das Intro zum Opener beginnt denn auch mit modulierten Synthesizern, die man so auch schon in den Achtzigern hätte eingespielt haben könnte. „Isolation“ entwickelt sich dann aber zu einem beinharten Thrasher mit punktgenauem Stakkato-Shouting. „Means To An End“ punktet dagegen eher mit seinen harten Grooves, wohingegen „Last Time“ punkiger und eingängiger klingt. In „Capital Enslavement“ holen die Musiker anfangs die Tribal-Drums hervor, und „Guardians Of The Earth“ beginnt mit hypnotischem Gezupfe auf der Akustikgitarre. Das ist also weitestgehend das, wofür SEPULTURA in der Vergangenheit schon standen. Dazu gesellen sich immer wieder Chöre und Streicher, die durchaus songdienlich eingesetzt werden.

Wie aus einem Guss

Gerade die vorderen zwei Drittel sind heftig und stark und wirken wie aus einem Guss – selbst wenn die einzelnen Stücke durchaus unterschiedlich angelegt sind. Der Grund dafür ist der wirklich fette Sound, für den nicht nur das unablässige Geriffe aus Andreas Kissers Handgelenk ein Faktor ist (die Leads und Soli sind zudem erste Sahne). Auch Drummer Eloy Casagrande mit seinem wirklich heftigen Punch trägt maßgeblich dazu bei – der Junge ist nicht nur ein Naturtalent, sondern auch eine Naturgewalt. Und Derrick Greens Shouting erreicht mittlerweile eine beeindruckende Qualität.

Nach dem längeren Instrumental „The Pentagram“ lässt „Quadra“ allerdings nach: „Autem“, „Agony Of Defeat“ und das abschließende „Fear; Pain; Chaos; Suffering“ wirken wie das Supplement von etwas, das bereits abgeschlossen ist. Das mag daran liegen, dass die Songs stilistisch breiter aufgestellt sind, aber sie können dem Album auch keinen entscheidenden neuen Impuls geben.

„Quadra“ lässt zum Ende hin nach

Allerdings ist das Meckern auf hohem Niveau und kein Grund, über „Quadra“ den Stab zu brechen. Wer mag, kann ja den CD-Player oder Computer entsprechend einstellen und die letzten Songs skippen. Unterm Strich ist SEPULTURA mit ihrem fünfzehnten Album nämlich ein gutklassiges Album gelungen. Dass es dabei Großtaten aus der fernen Vergangenheit in die Tasche steckt, erwartet niemand. Jedenfalls nicht ernsthaft.

20.02.2020

- Dreaming in Red -

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