Sepultura - Nation

Review

Mit ihrem nunmehr neunten Studioalbum „Nation“ liefern Sepultura eine wenig progressive Fortsetzung ihres bisherigen Werdegangs ab. Legt das Cover mit dem ungewohnten Artwork und der endgültigen Abkehr vom kultigen Logo noch eine Weiterentwicklung oder eine Abwendung von Vergangenem nahe, so wird dem Hörer doch bald klar, dass sich nichts Wesentliches seit „Roots“ verändert hat. Der neue Mann am Mikrofon, der hünenhafte Derrick Greene, füllt die Lücke mehr als nur gut aus, welche der abtrünnige Mastermind in der Band hinterlassen hat. Besser integriert hat sich der neue Shouter meines Erachtens nach, und dies tut den Songs hörbar gut. Auch geht man ab und an interessante Experimente ein, gerade was die Vocals betrifft. So wird man bei „One Man Army“ recht exotisch anmutende, cleare Gesangespassagen vorfinden, diese „weinerlichen“ Anwandlungen finde ich zwar nicht wirklich angemessen, aber man kann Sepultura nicht vorwerfen, sie würden gänzlich der musikalischen Stagnation anheimfallen. Doch lässt sich nicht beschönigen, dass „Nation“ nach dem recht verbrauchten Schema von „Roots“ gestrickt ist. Man bietet ein paar ohrwurmartige, bandtypische Groover a la „Sepulnation“ oder „Border Wars“, einige schnelle, metzgermäßige Einsprengsel wie „Revolt“ und schließlich auch experimentelle und triballastige Stücke der Marke „One Man Army“ und „Una Cura“. All diese Stilelemente meistert die Band mit Bravour, doch frage ich mich, ob Sepultura noch mal die Kurve kriegen und etwas wirklich Neues aus dem Hut zaubern. Ich finde von „Bestial Devastation“ bis „Roots“ jedes Album der Band irgendwie gelungen und berechtigt, weil jedes Mal eine interessante Entwicklung zu verzeichnen war. Es kommt mir aber so vor, als würden die kreativen Sprünge immer kürzer. Ich hätte mir erhofft, dass nach dem Weggang von Max mehr frische Energie in die Band einkehrt und man sich aufmacht zu neuen Ufern. In Angesicht der Konkurrenz (Soulfly lässt grüßen!), wünsche ich mir doch mehr Profil von dieser Kultband. Einen weiteren Roots-Clon brauche ich persönlich nicht, Die-Hard-Fans werden natürlich dankbar sein für den qualitativ soliden Nachschub aus Brasilien.

17.02.2001
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