Geografisch gesehen mag der Harz halbwegs zentral in Deutschland liegen. Musikalisch trifft es die genaue Mitte zwischen Florida und Göteborg recht gut, wie SEPTEMBER MURDER mit ihrem ersten Album beweisen. Nachdem die Band mit ihrer „After Every Setting Sun“-EP von 2007 sensationell hoch eingestiegen ist (was wir wohlwollend zur Kenntnis genommen haben), haben die Jungs glücklicherweise einen Deal beim Berliner Label Maintain Records ergattert und direkt anschließend ihre Scheibe „Agony In Flesh“ auf die Festplatte gehackt.
Zu hören gibt es sagenhaft bodenständigen Death Metal – saufett groovend wie die US-Top 5-Liga um IMMOLATION und Konsorten, und dabei gleichzeitig mit ein paar schwedischen Gitarrenharmonien gespickt, die AT THE GATES auch ganz gut zu Gesicht stünden. Im Tempo variabel, bietet jedes der acht Stücke genügend Doublebass-Walzen, kurze Blastausflüge und thrashiges Gedresche, dass jeder Death-Metal-Geschmack befriedigt wird.
Normalerweise bin ich nicht als Death-Metal-Fan bekannt, schon gar nicht, seit jede Kapelle meint, mit tuntigen Cleanvocals und den immer gleichen Beatdowns den Emomarkt überschwemmen zu müssen. Dieses Album macht aber einfach Laune, weil es so angenehm vom Zeitgeist und seinem Perfektionswahn befreit ist. Die vier noch erstaunlich jungen Herren verzichten auf jeden Hardcore-Einfluss, verbummeln eine gute Songstruktur auch nicht in nervösen Polyrhythmik-Spielereien, rumpeln aber auch nicht nur billige Riffs auf der runtergestimmten Leersaite. Der Gesang pendelt zwischen Gegrunze und einigen Schreien, die aber kontrolliert und nicht zu hysterisch wirken.
„Agony In Flesh“ ist einfach ein basales, ehrliches Death-Metal-Album mit viel Spielfreue in einem zeitlos fetten Sound, den man bis zur Schmerzgrenze aufdrehen kann, ohne dass einem die Kompression die Trommelfelle zerfetzt. Ich bin der ehrlichen Ansicht, dass HACKNEYED sicherlich einen guten Job gemacht haben und für ihr Alter eine bemerkenswert gute Band sind. SEPTEMBER MURDER sind zwar ein paar Jahre älter, aber trotzdem auch noch recht jung – und sie schreiben über Albumdistanz die geileren Songs. Außerdem sind sie angenehm bodenständig, bügeln ihre kleinen, aber sympathischen instrumentalen Unperfektheiten nicht aus und haben es einfach verdient, dass sich jeder deutsche Deather die Platte mal gibt. 35 Minuten dauert sie, gerade die richtige Distanz für ein gepflegtes Feierabendbierchen mit einer Bangeinlage. Wenn SEPTEMBER MURDER das live so oder besser umsetzen, würde ich sogar mal wieder auf ein Metalkonzert gehen. Geile Show, Jungs!
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